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Nation: | Österreich |
von Elin Nesje Vestli
Stand: 01.03.2023
Im Werk von Vladimir Vertlib spielen Grenzerfahrungen eine konstitutive Rolle: „Meine schriftstellerische Heimat ist der Grenzbereich, die Gleichzeitigkeit und das Nebeneinander“, so formuliert er es in seinen Poetikvorlesungen. Mit dem Begriff „Grenzbereich“ weist er auf transitäre Erfahrungen hin, basierend auf der eigenen Biografie, in seiner Literatur jedoch so verwandelt, dass es „etwas widerspiegelt, das über die eigene Person hinausgeht und in dem sich auch andere Menschen spiegeln können“ (Helmut Gollner, 2005). Die in seinem Werk thematisierte „Grunderfahrung von Entwurzelung und Migration“ (Primus-Heinz Kucher) geht mit Identitäts- und Zugehörigkeitsdiskursen einher, in der europäischen Geschichte des 20. Jahrhunderts kontextualisiert und narrativ exploriert. Durch eine verschachtelte Erzählstruktur werden Erzählzeit und erzählte Zeit mehrfach ineinandergeschoben, die Erzählerinstanz variiert. Vertlib bedient sich häufig der Rahmenhandlung, die einen Erzähl- bzw. Schreibanlass darstellt; in das Erzählkontinuum werden Rückblenden, manchmal auch Textfragmente eingebettet. Dadurch entsteht eine Ebene der metapoetologischen Reflexion.
Schon in „Abschiebung“ (1995) zeichnen sich die für Vertlibs Gesamtwerk charakteristische Motivik und Thematik sowie auch die verschachtelte Erzählstruktur ab.