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Nation: | Deutschland |
von Verena Kirchner, Heinz-Peter Preußer und Manfred Behn
Stand: 01.11.2010
Volker Braun ist ein politischer Schriftsteller. Im Konzept des Lyrikers, Dramatikers, Erzählers und Essayisten sind künstlerische Arbeit und gesellschaftspolitischer Bezug miteinander verknüpft. Braun schreibt der Literatur eine besondere Erkenntnisleistung für gesellschaftliche Belange zu. Indem sie Mängel wie Möglichkeiten bewusst mache, führe Literatur zu einem produktiven Verhältnis der Wirklichkeit gegenüber. In diesem funktionalen Literaturprogramm waren zu DDR-Zeiten Apologetik und Widerspruch nicht zu trennen. Aber auch nach dem Zusammenbruch der DDR ist die erhoffte sozialistische Umgestaltung von Ökonomie, Politik und Gesellschaft Brauns Thema geblieben: jetzt formuliert aus der Perspektive des Verlusts, bestimmt von Trauer, Trotz und Selbstanklage. In rigoroser Abwehr der veränderten Verhältnisse hält Braun an einer utopischen Weltsicht fest.
In den 1980er Jahren verstand man, insbesondere im Westen, vor allem den kritischen Impuls seiner Werke, ohne die Loyalität dem Regime gegenüber zu sehen. Diese Interpretation wurde unter dem Eindruck einer postmodernen Literatur nicht selten mit dem Begriffsinventar der Dekonstruktion verbunden. Dass häufige Zitate, intra- und intertextuelle Verweise auch zur Etablierung von Sinnkonstrukten verwendet werden, geriet dieser späten Schule der Literaturwissenschaft aus dem Blick. Aber Braun schreibt an einer Literatur der ...