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Nation: | Deutschland |
von Manfred Lauffs
Einer der tucholskyschen „Schnipsel“ lautet: „Worüber der Autor sich wundert, und noch mehr, worüber er sich nicht wundert – denn nichts ist für den Menschen so bezeichnend wie das, was ihm selbstverständlich erscheint –, worüber er lacht, und worüber er traurig ist, seine scherzhaften und seine pathetischen Bemerkungen, seine Landschaftsschilderungen: diese Dinge enthüllen zunächst einmal ihn selber.“ Für die Interpretation eines literarischen Werkes kann es nun sicher nicht genügen, den Aufweis subjektiver Gedanken und Erlebnisse des Autors zu leisten und lediglich ‚biografistisch‘ Parallelen zwischen Leben und Werk nachzuzeichnen. Gehalt und Wert eines poetischen Textes werden erst erkennbar, wenn die Interpretation verdeutlicht, inwiefern das Werk den Charakter des Privaten überwindet, was also seinen geschichtlichen Charakter ausmacht. Dennoch scheint es bei der Beschaffenheit des Werks von Walter Jens wie selten geboten, die einzelnen Texte nicht losgelöst von der Person des Autors, von seiner literarischen und politischen Entwicklung, von seinen didaktischen Absichten zu betrachten.
Dieser vielseitige Autor war nie in Gefahr oder Versuchung, sich in den Elfenbeinturm eines selbstbesinnlichen Dichtertums zurückzuziehen. Als Inhaber des einzigen bundesdeutschen Lehrstuhls für Allgemeine Rhetorik, als Mitglied der ...