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Nation: | Schweiz |
von Bruno H. Weder
Stand: 01.06.1998
Man bezeichnete Walter Vogt oft als schreibenden Arzt. So manches Mal wurde ihm unterschoben, seine Schreibinhalte seien im Religiösen verhaftet. Beide Aspekte sind unzulänglich und legen Vogt auf Aussagen fest, die in seinen Werken nur bei oberflächlicher Betrachtungsweise aufscheinen. Sicher ist die Themenkoppelung Arzt – Patient – Kranken- oder Irrenhaus vordergründig; aber dies ist nur Mittel zum Zweck; denn es ging Vogt um das Aufzeigen von gesellschaftlichen Prozessen, in denen einesteils der Arzt wegen seines Prestiges eine oft tiefgreifende Macht ausübt und andernteils der Mensch einem derartigen Wirken meist wehrlos ausgeliefert ist. Dazu kommt, daß einzelne Figuren versuchen, aus den einmal gesetzten Normen auszubrechen. Dort setzte Vogts Überlegung ein, die er als „kriminalistische Theologie des Bösen“ („Schizogorsk“, S.74) bezeichnete. Aus dieser Sicht ist die Übersetzung des „Vater-unser“-Textes ins Berndeutsche eine echte Herausforderung (Kurt Marti, der Berner Pfarrer und Schriftsteller, hat sie veranlaßt, indem er behauptete, das könne man nicht). Die genannten Aspekte beschränken sich aber nicht auf den epischen Bereich von Vogts Arbeiten, sondern sind auch im dramatischen anzutreffen; oft sogar übernimmt auch im Epischen ...