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Nation: | Deutschland |
von Otto F. Riewoldt und Isa Schikorsky
Stand: 15.08.2017
Es spricht sowohl für die Verunsicherung des etablierten Literaturbetriebs Ende der sechziger Jahre wie für die schnelle Reaktionsfähigkeit der belletristischen Verlage, daß parallel zur erstarkenden politischen außerparlamentarischen Bewegung an den Universitäten in der westdeutschen Literatur einige junge Autoren mit recht unterschiedlichen Protesthandlungen erfolgreich debütieren konnten (neben Wondratschek Brandner, Chotjewitz u.a.). Einmal frappierte die neue Art der Selbstinszenierung, der „Autor als Botschaft“, das hatte 1966 Peter Handke mit seinem geschickt arrangierten Einstieg in die literarische Öffentlichkeit vorgemacht. Zum anderen konnten die Jungautoren, da die eigentlichen Protagonisten der neuen Opposition das direkte politische Engagement vorzogen, die Literatur teils für affirmativ, teils für tot erklärten, in den Medien schnell zu den „kulturrevolutionären“ Stellvertretern der neuen alternativen Strömungen werden. Wolf Wondratschek vereinte beides: verquickt mit der Frankfurter APO-Szene (viel kolportiert seine damalige Freundschaft mit Daniel Cohn-Bendit), in Habitus und Gestus die ansehnlicheren Seiten der Protest- und Subkultur verkörpernd und schließlich in seinen Texten nicht ohne formale Brillanz und intellektuellen Anspruch. Bekannt wurde er mit knapper Prosa, Satz-Collagen, die Wirklichkeit aufsplitterten zu lakonischen Einzelbemerkungen, keine zusammenhängenden Geschichten, oft jedoch prägnant „Zustände ...