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Nation: | Deutschland |
von Annelen Kranefuss
Stand: 15.02.2021
Zum Zeitpunkt seines Todes 1989 war Wolfdietrich Schnurre dem allgemeinen Lesepublikum wie auch der Literaturkritik kaum noch präsent. Ein Jahrzehnt zuvor noch hatte er für „Der Schattenfotograf“ (1978) höchstes Lob der Rezensenten erhalten und, nach dem von Kritikern weniger geschätzten Roman „Ein Unglücksfall“ (1981), auch den Büchnerpreis (1983). Die relative Zurückhaltung der Kritik schon in den 1960er und 1970er Jahren steht im Gegensatz zur Zahl seiner Veröffentlichungen. Als „zweifelhaften Rekord“ zitiert Schnurre selbst eine Statistik, die ihn als deutschen Nachkriegsautor mit den meisten Buchveröffentlichungen zwischen 1945 und 1972 ausweist. Die damit einhergehende Unübersichtlichkeit erklärt sich daraus, dass alte Texte und Stoffe von ihm immer wieder bearbeitet, in neuen Zusammenstellungen, oft mit anderen Titeln und in wechselnden Verlagen aufgelegt oder zu Fernseh- oder Hörspielskripten entwickelt wurden.
Mit seinen heiteren Kurzgeschichten, vor allem aus „Als Vaters Bart noch rot war“ (1958), wurde Schnurre zum Lesebuchklassiker. Für die Literaturkritik aber lagen die unterhaltsamen Skizzen, Feuilletons und Erzählungen aus dem Berliner Kleine-Leute-Milieu, die Kinderbücher und Kurzhörspiele häufig unterhalb der Schwelle kritischer Diskussion. Schon 1959 führte das Nebeneinander von harmloser Unterhaltung und ...