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Nation: | Deutschland |
von Manfred Lauffs
„Das Kabarett“, meinte Werner Finck, „ist wie ein Streichholz: es zündet nicht, wenn es sich nicht an etwas reiben kann.“ Einer, der sich wie kein zweiter gerieben hat, war Wolfgang Neuss, der – so sein Biograph Gaston Salvatore – „vollkommenste Kabarettist überhaupt“. Dieser Mann paßte jedoch in kein griffiges Schema. Er trat in vielerlei Gestalt auf, war ein Allround-Artist, ein widersprüchliches Lästermaul, ein sich ständig verändernder Trommler, der sich kaum über einen längeren Zeitraum hinweg politisch und künstlerisch festzulegen schien. Dennoch verlief seine Karriere – vom grauen Kriegsheimkehrer zum Millionär und Sportwagenfahrer und dann hinab zum Sozialhilfeempfänger – mit erstaunlicher Konsequenz und war zudem eng mit der Geschichte der Bundesrepublik verknüpft: ein Leben, das selbst oft Kabarett zu sein schien; „Leben und Bühne“, sagte Neuss selbst, „ist für den engagierten Kabarettisten ein und dieselbe Sache.“ Schon die lange Liste der Namen und Etiketten, die die Medien Neuss anhefteten, trägt satirische Züge: sie reicht von „abgrundtief böser Mann“ und „ausgeflippter Indio“ über „Berlinischer Klabautermann“, „heimatloser Anstinker“, „institutionalisierte Schandschnauze“, „Reisender in Sachen Commedia dell'Unarte“ und „Rotgardist mit Pauke“ bis hin ...