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Nation: | Deutschland |
von Ulrike Landzettel
Wolfgang Weyrauch hat als Erzähler, Lyriker und Hörspielautor, als Verfasser zahlreicher poetologischer Essays, als Herausgeber von Anthologien und als Lektor des Rowohlt-Verlags, als der er sich in den fünfziger Jahren vor allem der Förderung des schriftstellerischen Nachwuchses widmete, die westdeutsche Nachkriegsliteratur entscheidend beeinflußt: 1949 prägte er im Nachwort zu der von ihm herausgegebenen Prosaanthologie „Tausend Gramm“ den Begriff „Kahlschlag“, der wie die heute pathetisch anmutenden Formeln „tabula rasa“, „Nullpunkt“ und „Stunde Null“ im Zusammenhang mit der die literarische Situation nach 1945 bestimmenden Hoffnung auf einen voraussetzungslosen Neuanfang zu sehen ist. Mit der Metapher „Kahlschlag“ im „Dickicht“ der Literatur artikulierte Weyrauch sein Mißtrauen gegen die Sprache, die durch die Mitwirkung deutscher Autoren am NS-System korrumpiert worden war, und seine Ablehnung der „Kalligraphie“ als der „Sklavensprache des Dritten Reiches“. Damit stand Weyrauch ganz im Einklang mit anderen Schriftstellern der sogenannten „jungen Generation“, zu der auch Hans Werner Richter, Alfred Andersch, Gustav René Hocke, Wolfgang Borchert und Wolfdietrich Schnurre zu rechnen sind.
Am Beispiel des Gedichts „Inventur“ (1947) von Günter Eich exemplifizierte Weyrauch seine Vorstellung einer „Kahlschlag-Literatur“, deren Verfasser „von ...