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Cosima von Bonin

deutsche Künstlerin
Geburtstag: 1962 Mombasa (Kenia)
Nation: Deutschland - Bundesrepublik

Internationales Biographisches Archiv 14/2015 vom 31. März 2015 (mf)
Ergänzt um Nachrichten durch MA-Journal bis KW 40/2024


Blick in die Presse

Herkunft

Cosima von Bonin wurde 1962 in Mombasa, Kenia geboren. Sie wuchs einige Jahre in Salzburg auf.

Wirken

B. ist Autodidaktin und gilt inzwischen als eine der wichtigsten Künstlerinnen ihrer Generation. Ihr Œuvre umfasst Installationen, Skulpturen, Filme und Performances. Ob riesige Stoff-Pilze, Fantasiefiguren und aus Disney-Filmen entnommene Charaktere, mit Filz, Leinen oder Samt überzogene Leinwände, B. spielt gerne mit Größenverhältnissen, Raumsituationen und Material, atmosphärisch verdichtet durch Hintergrundmusik. Dabei arbeitet sie häufig mit weichen und textilen Materialien. 2010 platzierte sie z. B. mit ihrer Installation "Tagedieb" eine übergroße Pinocchio-Figur, die müde auf einem überdimensionalen Schiedsrichterstuhl sitzt, mitten in der Wiener Innenstadt. Über die Aussagekraft ihrer Werke ist sich die Fachkritik uneins. Während die einen Konsumkritik aus den Beschriftungen und Titel ihrer Objekte herauslasen, sahen andere ein Spiel mit Geschlechterklischees oder wehrten sich - wie die Künstlerin selbst - gegen jegliche Interpretation. Mehrfach attestierten Kritiker ihren Arbeiten Rätselhaftigkeit.

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Konzeptkünstlerin ist die enge Zusammenarbeit mit anderen Künstlern aus verschiedenen kulturellen Bereichen. Diese treten häufig als Akteure in ihrer Ausstellung auf und setzen sich wiederum mit den Arbeiten von B. auseinander. "Durch gemeinsam entwickelte Performances, Konzerte oder Fotoshootings erweitert von Bonin die Vielfalt ihrer eigenen Arbeiten und macht sie zum Gegenstand eines künstlerischen Dialogs. Sie positioniert sich dadurch weniger als Solo-Künstlerin, sondern vielmehr als Regisseurin eines kreativen Ensembles", befand kunstaspekte (www.kunstaspekte.de, 2011). "Diese von ihr kuratierten Kollaborationen sind auch eine Möglichkeit Bonins, sich dem klassischen Begriff von Autorschaft zu entziehen, leiht sie doch selbst in ihrer Kunst von anderen aus", bemerkte Der Standard (19.7.2007). Neben den Bands "Tocotronic" und "Phantom Ghost" bildeten sich aus dem Freundeskreis von B. die beiden Performance-Formationen "The 3 Ypsilons" und "The Ypsilon Five" heraus.

Die erste Einzelausstellung der Künstlerin fand 1990 in Hamburg statt. 1998 bis 2000 erhielt sie ein Förderstipendium der Günther-Peill-Stiftung, Düren. Eine weitere große Ausstellung hatte sie 2004 mit "Zwei Positionen auf einmal" im Kölnischen Kunstverein. 2007 nahm sie an der documenta in Kassel teil. Im Jahr darauf folgte ihre erste große Werksausstellung in den USA unter dem Titel "Roger and Out" im MOCA in Los Angeles.

Im Kunsthaus Bregenz war 2010 ihre Einzelschau "The Fatigue Empire" zu sehen, B.s erste und bis dahin größte Ausstellung seit der documenta 2007. In B.s "Imperium der Müdigkeit" dominierten riesige Stofftiere. "Eine plüschige und mit Electro-Ambient von Moritz von Oswald bespielte dröge Oase des Müßiggangs, in der augenlose Plüschhunde auf Kollegen herumlümmeln und wo das Näschen des erschöpften Tweed-Hasen tief auf seinen Nabel herunter gesagt ist", sah Der Standard (19.7.2010) und vermutete "eine Auseinandersetzung mit Faulheit, Produktivität und dem seit der Industrialisierung verbotenen Stillstand." Die Süddeutsche Zeitung (5.8.2010) schrieb in ihrer Kritik: "So hält man dieser Ausstellung schlussendlich fast zugute, was einen stört: dass sie zu virtuos produziert ist, eklektischer sein müsste, sich selbst zitierend nicht vom Fleck kommt." "Mit derartigen Nachbauten hinterfragt Bonin die Grenzen zwischen Kunst und Alltag", befand das Kunstmagazin art (8/2010). Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (17.9.2010) kritisierte die Bildsprache der Künstlerin als "schwerfällig (...) - bei allem Humor".

Im Frühjahr 2011 fand B.s sechste Solo-Ausstellung in New York unter dem Titel "The Juxtaposition of Nothings" in der Friedrich Petzel Gallery statt. 2011/2012 folgte in ihrer Heimatstadt im Museum Ludwig die Ausstellung "Cut! Cut! Cut!", mit der die Konzeptkünstlerin ihre immer wieder neu arrangierte Reihe "The Lazy Susan Series", die in Rotterdam, Bristol und Genf gezeigt worden war, zu Ende führte. Eine erste Retrospektive präsentierte im Herbst 2014 das Wiener Museum Moderner Kunst (Mumok) mit "Hippies use side door. Das Jahr 2014 hat ein Rad ab" mit über 100 Arbeiten von B. Als Leitmotiv machte dabei das Begleitheft zur Ausstellung "Verunsicherung, Provokation, Uneindeutigkeit und hintergründigen Humor" aus (zit. n. www.mumok.at). "Zeitgenössischer und prekärer geht es gar nicht mehr", urteilte art (13.10.2014). "Wohl ist es gut, wenn man nicht jedes Stück gleich nach Zeichen für Haltung und Meinung abtastet", meinte DIE WELT (7.11.2014) dazu und schrieb weiter: "Aber man würde das Werk verkennen, wenn man im schrillen Design nicht auch eine weibliche Antwort auf das maskuline Post-Pop eines Jeff Koons entdecken wollte."

2000/2001 war B. Gastprofessorin an der Hochschule für Bildende Künste, Hamburg.

Familie

B. lebt in Köln.

Werke

Einzelausstellungen (Auswahl): "Zwei Positionen auf einmal" (04; Köln), "Roger and Out" (08; Los Angeles), "The Fatigue Empire" (10; Bregenz), "The Juxtaposition of Nothings" (11; New York), "The Lazy Susan Series" (10-12; Tournee), "Cut! Cut! Cut!" (11/12; Köln), "Sidekick" (13; Gustavsberg und Kopenhagen; zus. m. Poul Gernes), "Hippies use side door. Das Jahr 2014 hat ein Rad ab" (14; Wien).

Gruppenausstellungen (Auswahl): documenta 12 (07; Kassel).

18. September 2016 - 2. Januar 2017: Das Sculpture Center in New York zeigt in der Ausstellung "Who's Exploiting Who in the Deep Sea?" Arbeiten von Cosima von Bonin, die das Meer als zentrales Thema haben.

21. März 2024 - 9. Juni 2024: Die Schirn-Kunshalle in Frankfurt zeigt in der Ausstellung "Feelings" Arbeiten von Cosima von Bonin. Zu sehen sind textile Leinwände, Installationen, Skulpturen und Performances.

11. Oktober 2024 - 2. März 2025: Das Mudam - Musée d'Art Moderne Grand-Duc Jean in Luxemburg zeigt in der Ausstellung "Songs for Gay Dogs" Installationen von Cosima von Bonin.

Adresse

c/o Galerie Buchholz, Neven-DuMont-Str. 17, 50667 Köln, Tel.: 0221 2574946, E-Mail: post@galeriebuchholz.de, Internet: www.galeriebuchholz.de

c/o DuMont Buchverlag GmbH & Co. KG, Amsterdamer Straße 192, 50735 Köln, Tel.: 0221 224-180, E-Mail: info@dumont-buchverlag.de, Internet: www.dumont-buchverlag.de

Cosima von Bonin

siehe auch

Personen


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