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MUNZINGER Personen

Rudi Michel

deutscher Sportjournalist
Geburtstag: 2. August 1921 Kaiserslautern
Todestag: 29. Dezember 2008 Baden-Baden
Nation: Deutschland - Bundesrepublik

Internationales Biographisches Archiv 23/2009 vom 2. Juni 2009 (re)


Blick in die Presse

Herkunft

Rudi (Rudolf) Michel, kath., wurde 1921 als Sohn eines Kaufmanns in Kaiserslautern geboren.

Ausbildung

Als Schüler war M. ein begeisterter Fußballspieler und blieb diesem Sport lebenslang verbunden. Nach dem Abitur begann er zunächst ein Jurastudium, das er aber schon nach zwei Semestern wieder abbrechen musste, weil er zum Kriegsdienst einberufen wurde. Nach Kriegsende absolvierte er eine Banklehre, wechselte dann aber zum 1. April 1948 als Redaktionsvolontär zum Südwestfunk.

Wirken

1948 kommentierte er erstmals ein Oberligaspiel im Radio, nachdem der ursprünglich vorgesehene Rolf Wernicke wegen einer Autopanne nicht zum Spiel des 1. FC Kaiserslautern erscheinen konnte, und M. spontan einsprang. Durch seine ganze journalistische Karriere hindurch, insgesamt 39 Jahre lang, hielt M. als Redakteur und Reporter dem SWF die Treue, obwohl er zeitweise auch als Sportchef des ZDF im Gespräch war und der Deutsche Fußballbund ihn gern als PR-Mann verpflichtet hätte. Ab 1962 war er Hauptabteilungsleiter Sport (Hörfunk und Fernsehen) beim SWF. Als Sportreporter zahlreicher nationaler und internationaler Sportereignisse, die er engagiert-mitgehend und doch immer objektiv kommentierte, wurde M. bei einem breiten Publikum bekannt und beliebt. Seine Art zu kommentieren wurde von der WELT (2.8.2001) mit den Worten "ruhig, ohne Aufgeregtheiten, mit Sachlichkeit, hinter der viel von der Leidenschaft steckt, mit der er seinen Beruf ausübt" beschrieben.

1954 bis 1982 berichtete M. von Fußball-Weltmeisterschaften und war ab 1962 für die Organisation mitverantwortlich. M., dessen "Stimme unverwechselbar mit den Erfolgen und Misserfolgen der deutschen Nationalmannschaft verbunden" war (WELT, 17.7.2001), kommentierte fünf WM-Endspiele, darunter drei mit deutscher Beteiligung (1966, 1974 und 1982) für das ARD-Fernsehen. Von der WM in Chile 1962 lieferte M. nächtliche Live-Reportagen im Radio und erwies sich bei seinen Hörfunkreportagen als "Meister plastischer Schilderung des Geschehens" (WELT, 2.8.2001). In Erinnerung blieb vor allem seine Berichterstattung vom WM-Finale 1966, insbesondere des Tors der englischen Nationalmannschaft zum 3:2 gegen Deutschland, das als "Wembley-Tor" in die Geschichte eingehen sollte. M. selbst bezeichnete diese Szene später, über die auch Jahrzehnte danach noch Diskussionen darüber geführt wurden, ob der Ball vor oder hinter der Torlinie war, als "die schwierigste Minute meiner Reporterlaufbahn. Ich habe immer nur daran gedacht, wie ich aus dieser Situation wieder herauskomme. Mache ich die Nation verrückt oder verweise ich auf die sportliche faire Haltung unserer Mannschaft?" (WELT, 31.12.2008).

Außerdem begleitete M. wiederholt die "Tour de France" und andere große Radsportereignisse. 1972 war er ARD-Teamchef bei den Olympischen Spielen in München. Als Sportchef des SWF wurde M. Anfang 1988 von Hartmann von der Tann abgelöst und ging in Pension, blieb aber seinem Metier noch bis zur Fußball-Europameisterschaft 1988 als Mitglied der "Operations Group" von ARD und ZDF verbunden. Danach schrieb er Kolumnen für Tageszeitungen und sprach Radiokommentare. 1989 kommentierte er zwei Europacup-Spiele für den Privatsender SAT.1.

M. gestaltete neben seiner Kommentatorentätigkeit auch Fernsehsendungen zum Thema Sport, darunter Dokumentationen wie "Sport in der Karikatur", "Sport in der Schule - Sport im Verein", "Sport als Medizin", "Faszination Fußball" sowie das kritische Magazin "Sport unter der Lupe". Zusammen mit Dettmar Cramer drehte er eine dreizehnteilige "Fußballschule".

M., der in der Öffentlichkeit einen Platz als "ein starkes Stück deutscher Rundfunk- und Fernsehgeschichte" (WELT, 2.8.2001) hatte, galt als zurückhaltender Kommentator, der neutral und überlegt die Ereignisse schilderte und "mit einer Mischung aus Anteilnahme, Gefühl, Kompetenz, Hingabe und Seriosität sprechen konnte" (Stgt. Z., 2.8.2001). Dabei war er stets bedacht, nicht das Gezeigte nachzuerzählen, sondern Hintergrundinformationen zu geben und gezielt auf Situationen hinzuweisen. Er baute immer wieder Pausen ein und wurde daher auch als "ein Pionier, der auch schweigen konnte" (Stgt. Z., 31.12.2008) bezeichnet.

Familie

M. war mit Frau Ursula verheiratet und lebte bis zu seinem Tod in Baden-Baden. In seiner Freizeit ging er gerne Wandern. Außerdem war er ein Liebhaber klassischer Musik.

Werke

Veröffentlichungen u. a.: "Ein Leben für den Fußball" (93), "Fritz Walter" (95), "Rudi Michel erzählt Geschichten zur Fußballgeschichte" (01; Hörbuch), "Deutschland ist Weltmeister" (04).

Auszeichnungen

Auszeichnung: Goldenes Mikrofon der Zeitschrift HÖRZU (82).

Adresse

Letzte Adresse: Herchenbachstr. 22, 76530 Baden-Baden



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