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Rodrigo de Rato

spanischer Politiker und Bankmanager; Präsident der Bankia S.A. (2011-2012); Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF; 2004-2007); PP; Dr. oec.
Geburtstag: 18. März 1949 Madrid
Nation: Spanien

Internationales Biographisches Archiv 52/2012 vom 25. Dezember 2012 (hu)
Ergänzt um Nachrichten durch MA-Journal bis KW 43/2018


Blick in die Presse

Herkunft

Rodrigo de Rato y Figaredo wurde am 18. März 1949 in Madrid geboren. Seine wohlhabenden Eltern, Aurora Figaredo Sela († 2005) und Ramón de Rato Rodríguez San Pedro († 1998), entstammten einflussreichen Unternehmerfamilien mit Wurzeln in Asturien. R. wuchs mit einem älteren Bruder und einer älteren Schwester während der national-konservativen Diktatur (1939-1975) unter General Francisco Franco in Spanien auf. 1967 wurden Vater und Bruder wegen illegaler Finanzgeschäfte des familieneigenen Banco de Siero zu drei bzw. zwei Jahren Haft verurteilt.

Ausbildung

Nach dem Besuch einer Jesuitenschule in Madrid studierte R. dort auch an der Universidad Complutense Rechtswissenschaften (Licenciatura 1971). 1972-1974 absolvierte er ein betriebswirtschaftliches Masterstudium (MBA) an der University of California in Berkeley/USA. 2003 wurde er an der Complutense in Ökonomie promoviert (Ph.D).

Wirken

Karrierestart in Familienunternehmen 1975 Im Jahr von Francos Tod kehrte R. nach Spanien zurück und begann seine berufliche Laufbahn in den diversen Familienunternehmen. So arbeitete er in der ersten Zeit u. a. für die asturische Mineralwasserfirma Aguas de Fuensanta, zwei Madrilener Baufirmen und den familieneigenen Radiosender "Cadena Rato". Im Alter von 30 Jahren entschied er sich für eine Karriere in der Politik, gab die Leitung von Aguas de Fuensanta aber erst im Juni 1991 ab, als er in den Verwaltungsrat des Unternehmens wechselte. Im Jahr 1993 legte er alle noch verbliebenen Posten in Familienunternehmen nieder. Die Familiegeschäfte führte danach sein Bruder Ramón.

Politischer Aufstieg Im Jahr 1977 trat R. kurz nach ihrer Gründung der rechtskonservativen Volksallianz (Alianza Popular; AP) bei. Auch R.s Vater, ein guter Freund des AP-Mitbegründers Manuel Fraga Iribarne, schloss sich der Partei an. 1979-1986 war R. u. a. gewähltes Mitglied im Nationalen Exekutivkomitee der AP. Nach der spanischen Parlamentswahl vom Okt. 1982 zog er als AP-Abgeordneter von Cádiz erstmals in den Kongress (Congreso de los Diputados), das Abgeordnetenhaus des spanischen Zweikammerparlaments (Cortes Generales) ein. 1984-1986 fungierte er dort als wirtschaftspolitischer Sprecher seiner Partei. Im Juni 1986 wurde er für Cádiz erneut in den Kongress gewählt.

Anfang 1989 wandelte Fraga die AP in die Nachfolgepartei Partido Popular (PP; Volkspartei) um, die die vormals einseitig rechtslastigen Orientierungen der AP zugunsten gemäßigterer konservativer Positionen aufgab. Bei der Parlamentswahl im Okt. 1989 kandidierte R. erfolgreich in Madrid für den neu gegründeten PP. Neben den Parteifunktionen agierte er bereits seit 1988 als Sprecher seiner Fraktion im Abgeordnetenhaus, dem er bis 2004 angehörte. Auf dem 12. Nationalen Parteikongress im Febr. 1996, wenige Wochen vor den vorgezogenen Parlamentswahlen, wurde er einer von drei Vize-Generalsekretären des PP.

Machtwechsel 1996 Bei der Wahl am 3. März 1996 wurde der PP unter Parteichef José María Aznar Lopez mit 38,9 % der Stimmen und 156 Mandaten erstmals stärkste Partei vor den Sozialisten (PSOE), die 37,5 % erzielten. Korruptionsskandale, eine Abhöraffäre und schließlich der Vorwurf, die Sicherheitskräfte hätten sich im Kampf gegen die baskische Untergrundorganisation ETA mit Billigung höchster Regierungskreise des Staatsterrorismus schuldig gemacht, hatten dem seit 1982 regierenden PSOE und Ministerpräsident Felipe González Márquez zugesetzt. Sowohl bei der Europawahl (6/1994) als auch bei den Regional- und Kommunalwahlen (5/1995) war der PP zuvor schon stärkste politische Kraft geworden.

Um im 350-köpfigen Kongress eine regierungsfähige Mehrheit bilden zu können, suchte der PP nach dem Urnengang 1996 umgehend neben den kanarischen und baskischen Regionalisten auch die Unterstützung der katalanischen CiU, die über 16 Sitze verfügte. Nach zweimonatigen Gesprächen mit CiU-Chef Jordi Pujol konnte dank R.s beharrlicher und geschickter Verhandlungsführung die Duldung des PP-Minderheitskabinetts auch durch die CiU sichergestellt werden. Der Preis dafür waren Konzessionen an die katalanischen Autonomieansprüche.

Vizepremier und Minister 1996-2004 Am 4. Mai 1996 wurde PP-Führer Aznar zum Regierungschef (Presidente del Gobierno) gewählt, am 6. Mai sein neues Kabinett vereidigt. Zweiter Vizepremier (Vicepresidente segundo del Gobierno) und Minister für Wirtschaft und Finanzen wurde R., der Pedro Solbes Mira (PSOE) ablöste. Anfang Juni beschloss die neue Regierung einen "Aktionsplan zur Schaffung von Arbeitsplätzen und Modernisierung der Wirtschaft". Unter drei Dutzend Einzelmaßnahmen wurden u. a. ein Programm gegen Steuerhinterziehung, Steuererleichterungen für Unternehmen und die Liberalisierung wichtiger Schlüsselmärkte (Telekommunikation, Transportwesen, Energie) verabschiedet. Mit den Einnahmen aus weitreichenden Privatisierungen sollte eine drastische Reduzierung des Haushaltsdefizits erreicht werden. Als Spaniens "ökonomisches Gehirn" (FR, 20.4.2004) sprach R. von der "wichtigsten wirtschaftspolitischen Weichenstellung der letzten Jahre".

Begleitet wurden die Sparmaßnahmen der Aznar-Regierung aber von Massenprotesten. Rd. 200.000 Menschen demonstrierten Ende Nov. 1996 v. a. gegen die Nullrunde im öffentlichen Dienst. Dank R.s Sparkurs - bereits 1997 konnte er einen Haushalt vorlegen, der die sog. Maastricht-Kriterien erfüllte -, verbunden mit einer Niedrigzinsphase und kräftigem Wirtschaftswachstum, schaffte Spanien die Teilnahme an der zum 1. Jan. 1999 in Kraft getretenen Europäischen Währungsunion (EWU).

Bei der Parlamentswahl vom 12. März 2000 erzielte der PP mit 44,5 % der Stimmen die absolute Mehrheit, während der PSOE unter Joaquín Almunia auf 34,1 % zurückfiel. Am 28. April stellte der wiedergewählte Regierungschef Aznar seine neue, auf 16 Ressorts vergrößerte und nach Beobachtermeinung stärker zur politischen Mitte hin orientierte Regierung vor. R. musste das Ressort Finanzen an Cristóbal Montoro (PP) abgeben, blieb aber Zweiter Vizepremier und Wirtschaftsminister.

Während der spanischen EU-Präsidentschaft im ersten Halbjahr 2002 leitete R. die Konferenzen der Wirtschafts- und Finanzminister (Ecofin). Mit einem leichten Überschuss (trotz weiterer Steuersenkungen) konnte sich R. 2003 zum wiederholten Mal als Vorbild in Sachen Budgetdisziplin gegenüber "Haushaltssündern" wie Frankreich und Deutschland profilieren. Auch das weiter über EU-Schnitt liegende, anhaltende Wirtschaftswachstum von 2,4 % (2003) und die Schaffung von vier Mio. neuen Arbeitsplätzen kamen R. zugute. Von Kritikern wurde allerdings moniert, dass der Boom in erster Linie im spekulativen Bausektor und nicht in der Industrie begründet liege. Die Warnung sollte später mit dem Platzen der spanischen Immobilienblase im Zuge der globalen Finanzkrise nach 2007 bittere Wahrheit werden und das Land in eine tiefe Staatsschuldenkrise stürzen.

Im Sept. 2003 rückte R. zum Ersten Vizepremier (Vicepresidente primero del Gobierno) auf. Er wurde in diesem Amt Nachfolger des neuen PP-Generalsekretärs und von Aznar auserkorenen Spitzenkandidaten für die Parlamentswahl im März 2004, Mariano Rajoy Brey. Beobachter hatten zuvor auch R. Chancen eingeräumt, das politische Erbe des vier Jahre jüngeren Aznar zu übernehmen. Kommentatoren sprachen später wiederholt von einer nachhaltigen "Enttäuschung" R.s über die Nichtnominierung (vgl. u. a. WELT, 29.1.2010). Auch in Wirtschaftskreisen war eher R. für die Aznar-Nachfolge favorisiert worden. V. a. dank seiner ausgezeichneten Wirtschaftsbilanz-Pressestimmen bezeichneten ihn damals verschiedentlich als "Vater" oder "Architekt des spanischen Wirtschaftswunders" (FAZ und Hbl. 20.1. bzw. 20.4.2004), galt der P-Kandidat als klarer Favorit bei den Wahlen am 14. März.

Umso überraschender kam der Sieg der Sozialisten, die mit 42,6 % der Stimmen und 164 von 350 Sitzen die lange Zeit unangefochtene PP-Regierung Aznars (37,6 %, 148 Sitze) ablösten. Als entscheidender Auslöser des Machtwechsels galten die Terroranschläge des islamistischen Netzwerkes Al Qaeda (Al Kaida) auf Bahnhöfe und Pendlerzüge in Madrid am 11. März 2004. Dabei wurden 191 Menschen getötet. Die Regierung machte anschließend vorschnell die baskische ETA für die Taten verantwortlich. In dieser verfehlten, in den Augen vieler Kritiker wahltaktisch motivierten (Des-)Informationspolitik sahen Beobachter den Hauptgrund des PSOE-Wahlsieges. R.s Vorgänger Solbes folgte ihm nun in der neuen Regierung (Amtsantritt 18.4.) von Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero als Wirtschaftsminister.

IWF-Direktor 2004-2007 Der neue Regierungschef Zapatero unterstützte die Kandidatur des ausgewiesenen Wirtschaftsexperten R. für die Nachfolge des Anfang März 2004 als Geschäftsführender Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF bzw. engl. IMF) zurückgetretenen Deutschen Horst Köhler. Diesen hatten CDU/CSU und FDP zuvor für das Amt des Bundespräsidenten nominiert (Wahl am 23.5.). R. setzte sich schließlich gegen den ursprünglich von Deutschland und Frankreich ins Rennen geschickten Chef der Londoner Osteuropabank, Jean Lemierre, durch und wurde am 4. Mai mit Unterstützung durch die USA und EU vom IWF-Exekutivdirektorium in Washington zum neuen IWF-Chef ernannt. Die Wahl R.s galt auch als Bewahrung des politischen Status quo, da Schwellenländer sich bemüht hatten, die Tradition zu durchbrechen, wonach der IWF stets von einem Europäer und die Weltbank von einem US-Vertreter geführt wurde (vgl. Hbl., 6.5.2004). R. trat sein Amt an der IWF-Spitze in Washington D.C. am 7. Juni an.

Zu R.s wichtigsten Aufgaben zählte die Reform des IWF, die nach Meinung von Beobachtern u. a. eine Wende der Geschäftspolitik beinhalten musste (vgl. ZEIT, 29.4.2004). Dabei stellten Kritiker v. a. die waghalsige Kreditvergabe zur Krisenbewältigung einzelner Länder in Frage, die die Stabilität des IWF selbst bedrohte. Als langjährige Problemfälle galten insbesondere das zahlungsunfähige Argentinien, mit dem sich der IWF 2003 auf ein Reformprogramm geeinigt hatte, sowie Brasilien und die Türkei. Auf die drei Länder entfielen 2004 70 % der gesamten IWF-Außenstände von 107 Mrd. US$. Der Türkei als größtem Schuldner gewährte der IWF im Mai 2005 einen neuen dreijährigen Standby-Kredit über umgerechnet rd. 10 Mrd. US$. Dagegen erneuerte Brasilien sein im März 2005 auslaufendes Stand-by-Kreditabkommen in Höhe von knapp 42 Mrd. US$ nicht und zahlte Ende 2005 im Zuge seiner wirtschaftlichen Stabilisierung sogar seine gesamten noch ausstehenden Schulden beim IWF in Höhe von rd. 15,5 Mrd. US$ vorzeitig zurück. Ebenso gab der argentinische Präsident Néstor Kirchner im Dez. 2005 die vollständige und vorzeitige Rückzahlung der IWF-Kredite in Höhe von 9,8 Mrd. US$ mit Hilfe von neuen Devisenreserven bekannt. Gemäß einer Grundsatzentscheidung beim G-8-Weltwirtschaftsgipfel in Gleneagles (7/2005) stimmte der IWF auf der anderen Seite im Dez. 2005 einem vollständigen Schuldenerlass im Umfang von 3,3 Mrd. US$ für 19 der ärmsten Entwicklungsländer (HIPC; Highly Indebted Poor Countries) zu.

Zu einer weiteren entscheidenden Frage für R. wurde neben der problematischen Eigenfinanzierung des IWF die umstrittene Neuordnung der Quotenverteilung. Um die Legitimität des Fonds zu erhöhen, müssten Schwellenländer und aufstrebende Nationen wie Brasilien, Indien, die VR China oder Mexiko mehr Mitspracherechte entsprechend ihrer Wirtschaftskraft bekommen, so R. Im Sept. 2006 wurde der IWF-Chef bei der Jahrestagung in Singapur von den 184 Mitgliedsstaaten schließlich damit beauftragt, eine umfassende Reform der Stimmrechtsverteilung und damit eine Neuordnung der Machtverhältnisse bei dem von den USA und den übrigen G-7-Ländern dominierten IWF anzugehen. Mit seinen "vernünftigen Reformideen" saß R. jedoch "zwischen allen Stühlen", bemerkte schon zuvor die Süddeutsche Zeitung (23.4.2006). Konkrete Beschlüsse kamen auf der IWF-Jahrestagung in Washington im Okt. 2007 nicht zustande, stattdessen verhärteten sich die Fronten wieder (vgl. Hbl., 22.10.2007: "Bitterer Streit zwischen Nord und Süd").

Bereits am 28. Juni 2007 hatte R. völlig überraschend angekündigt, seinen Posten als IWF-Chef Ende Oktober, anderthalb Jahre vor Ende seiner Amtszeit aufzugeben. Als Grund nannte er "familiäre Umstände und Pflichten". R.s Nachfolge trat am 1. Nov. der frühere französische Finanzminister Dominique Strauss-Kahn an, der den Bedeutungsverlust des IWF stoppen sollte. Ein interner Bericht rügte im Febr. 2011 R.s Führungsstil, der dazu geführt habe, dass der IWF "nicht fähig gewesen (sei), das Ausmaß der Finanzkrise zu erkennen"(vgl. WELT, 11.2.2011).

Bankmanager ab 2008 Nach zwischenzeitlichen Spekulationen über R.s Rückkehr in die spanische Politik teilte die US-Investmentbank Lazard LLC Anfang Dez. 2007 mit, dass R. ab Febr. 2008 als leitender Direktor (Senior Managing Director) für das Investmentbanking in Madrid und London für das Institut tätig werde. Im Jan. 2008 vermeldete zudem die spanische Großbank Santander die Verpflichtung R.s als Berater in internationalen Fragen, für die er jährlich 200.000 Euro bekommen sollte.

Ende Jan. 2010 wechselte R. als Präsident zur krisengebeutelten stadteigenen Caja de Ahorros y Monte de Piedad de Madrid (kurz: Caja Madrid), der damals zweitgrößten spanischen Sparkasse, die Einlagen und Kredite in Höhe von rd. 200 Mrd. Euro kontrollierte. Zuvor soll es Insidern zufolge einen monatelangen Machtkampf um den Spitzenjob gegeben haben (vgl. SZ, 6.1.2010). Unter R.s Ägide wurde die Caja Madrid im Dez. 2010 - auf politischen Wunsch (vgl. ZEIT, 10.5.2012) - mit sechs weiteren Sparkassen zur Bankia S.A. mit Sitz in Madrid und Valencia zusammengeführt. Als Muttergesellschaft firmierte der Banco Financiero y de Ahorros (BFA), an der die Caja Madrid knapp über 50 % hielt. Präsident der BFA/Bankia wurde R. Am 20. Juli 2011 erfolgte der Börsenstart des neuen Instituts, das mit einer Marktkapitalisierung von 6,5 Mrd. Euro weiterhin Spaniens viertgrößter Finanzkonzern war. In der Folge geriet die Bankia aber immer stärker in Schieflage und galt bald als größtes Problem des insgesamt erodierenden spanischen Bankensystems.

Am 3. Febr. 2012 beschloss die spanische Regierung einen Banken-Sanierungsplan, wonach alle Institute bis Ende des Jahres massive Rückstellungen bilden sollten, um die Risiken aufzufangen, die sich aus der Existenz von vielen faulen Immobilienkrediten ergaben. Am 7. Mai kündigte R. seinen Rücktritt als BFA/Bankia-Chef an - die Bank stand zu diesem Zeitpunkt auf einen Schuldenberg von 23,5 Mrd. Euro. Zwei Tage später übernahm der frühere BBVA-Chef José Ignacio Goirigolzarri die Leitung. Insidern zufolge war R.s Rücktritt wohl eine Vorbedingung der seit Dez. 2011 amtierenden konservativen Regierung Rajoy für die Freigabe milliardenschwerer Kapitalspritzen, um die Solvenz von Bankia zu erhalten. Tatsächlich übernahm die Regierung in einem ersten Schritt am 10. Mai für 4,5 Mrd. Euro den BFA als "Bad Bank" vollständig. Im Gegenzug fielen 45 % der Bankia-Aktien an den spanischen Staat.

Mitte Juni 2012 verzichtete R. auf seine Bankia-Abfindung in Höhe von 1,2 Mio. Euro. Am 4. Juli ließ der Nationale Gerichtshof ein Klagegesuch gegen R. und 32 weitere fr. Bankia-Verwaltungsräte wegen des Verdachts auf "massiven Betrug" beim Börsengang zu. Am 26. Juli sagte R. vor dem Wirtschaftsausschuss des spanischen Abgeordnetenhauses aus, dass alle Maßnahmen mit der alten PSOE-Regierung abgestimmt gewesen seien.

19. September 2013: Die FAZ meldet, dass Rodrigo de Rato nach 2008-2010 erneut bei der spanischen Großbank Santander als Berater in internationalen Fragen eingestellt wird.

Oktober 2014: Es wird bekannt, dass bei einer internen Wirtschaftsprüfung der spanischen Großbank Bankia, die der heutige Chef José Ignacio Goirigolzarri bei seinem Amtsantritt 2012 in Gang gesetzt hatte, festgestellt wurde, dass bei der mit 24 Mrd. Euro öffentlicher Gelder geretteten Pleitebank Caja Madrid, einer Bankia-Vorgängerin, das Management offenbar jahrelang mit sog. "schwarzen Kreditkarten" versorgt wurde, die nicht zweckgebunden waren und von niemandem kontrolliert wurden. Auf diese Weise sollen nachweislich 83 Führungs- und Aufsichtsratskräfte allein in den Jahren zwischen 2002 und 2012 missbräuchlich mehr als 15 Mio. Euro unversteuert für private Zwecke ausgegeben haben. Goirigolzarri übergibt die Liste mit Namen von Verdächtigen und genauen Beträgen zunächst an die Bankia-Aufseher in der spanischen Notenbank, die sie an die Antikorruptionsabteilung der Staatsanwaltschaft weiterleiten. Ein Ermittlungsrichter am Nationalen Gerichtshof übernimmt den Fall. Dieser setzt am 17.10.2014 die Kaution für die beiden verdächtigen früheren Bank-Präsidenten, Miguel Blesa (1996-2010) und Rodrigo de Rato (2010-2012), fest. Danach soll Blesa 16 Mio. und Rato 3 Mio. Euro zahlen. Andernfalls droht ihnen die Beschlagnahme ihrer Vermögenswerte. Rato soll den Betrag, den er mit seiner Karte für private Zwecke ausgegeben hat, bereits zurückgezahlt haben; die Rede ist von einer Summe knapp unter 100.000 Euro.

16. April 2015: In Madrid wird der ehemalige spanische Vizeregierungschef und IWF-Direktor Rodrigo de Rato von der Polizei wegen Geldwäscheverdachts vorübergehend festgenommen. Im Oktober muss er auf Anordnung eines Ermittlungsrichters seinen Reisepass abgeben und sich regelmäßig bei der Polizei melden. Im wird zur Last gelegt, als Präsident der Großbank Bankia Schmiergelder kassiert und bei privaten Geschäften das Finanzamt betrogen zu haben. In zwei weiteren Ermittlungsverfahren geht es um Unregelmäßigkeiten beim Börsengang von Bankia und den Gebrauch von Kreditkarten des Geldinstituts für private Ausgaben.

23. Februar 2017: Ein Gericht in Madrid verurteilt den ehemaligen Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF), Rodrigo de Rato, zu viereinhalb Jahren Haft. Das Gericht sieht es als erwiesen an, dass er zwischen 2010 und 2012 als Chef der Caja Madrid und des Geldhauses Bankia Kreditkarten der Banken für private Ausgaben genutzt habe. Mit ihm waren 64 weitere Personen angeklagt. Rato soll das Korruptionsnetzwerk, bei dem insgesamt 12 Mio. Euro am Fiskus vorbeigeschleust wurden, zusammen mit seinem Vorgänger Miguel Blesa aufgebaut haben, der zu sechs Jahren Haft verurteilt wird.

Oktober 2018: Gut eineinhalb Jahre nach seiner Verurteilung muss Rodrigo de Rato nach einer Entscheidung des Staatsgerichtshofes in Madrid seine viereinhalbjährige Haftstrafe wegen Unterschlagung, Geldwäsche und Bilanzfälschung antreten. De Rato hatte das Urteil vor dem spanischen Verfassungsgericht angefochten und einen Antrag gestellt, eine mögliche Haft erst nach der noch ausstehenden Entscheidung des Gerichts antreten zu müssen.

Familie

R. ist seit 2002 von Maria Ángeles Alarcó ("Gela") geschieden und Vater zweier Töchter und eines Sohnes. Er spricht fließend Englisch.



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