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Cary Fukunaga

Cary Fukunaga

amerikanischer Filmregisseur
Geburtstag: 10. Juli 1977 Oakland/CA
Nation: Vereinigte Staaten von Amerika (USA)

Internationales Biographisches Archiv 17/2022 vom 26. April 2022 (mf)
Ergänzt um Nachrichten durch MA-Journal bis KW 06/2024


Blick in die Presse

Herkunft

Cary Joji Fukunaga wurde am 10. Juli 1977 in Oakland/Kalifornien als Sohn eines japanischstämmigen Vaters und einer Mutter mit schwedischen Wurzeln geboren. Der Vater arbeitete für eine Generatorenfirma und später an der University of California in Berkeley, die Mutter zunächst als Zahnhygienikerin und später als Geschichtslehrerin. Nach ihrer Scheidung haben beide wieder geheiratet. F. verbrachte seine Jugend u. a. in Frankreich, Japan und Mexiko und wuchs mit einem Bruder auf.

Ausbildung

F. wollte ursprünglich Profi-Snowboarder werden, studierte dann aber Geschichte an der University of California in Santa Cruz mit Bachelor-Abschluss (1999) und besuchte auch das Institut d'études politiques in Grenoble. Nach einem Praktikum in der Filmproduktion entschied er sich für ein Graduiertenprogramm im Filmfach an der New York University (Tisch School of the Arts).

Wirken

Künstlerische Einordnung und DurchbruchF. gilt als einer der spannendsten und eigenwilligsten Regisseure seiner Generation, dem aufgrund mehrerer abgebrochener Projekte (wie z. B. dem Remake der Steven-King-Verfilmung "Es") der Ruf anhaftet, schwer zufriedenzustellen zu sein. Er selbst betonte hingegen, trotz hoher Ansprüche an sich selbst durchaus kompromissbereit zu sein (vgl. Interview in SZ, 25.9.2018). Zusätzlich zum Wirken als Regisseur ist F. auch als Drehbuchautor, Kameramann und Produzent tätig und hat eine eigene Produktionsfirma namens "Parliament of Owls".

Mehrere Festivalpreise gewann F. für den Kurzfilm "Victoria para chino" (2004) über illegale mexikanische Immigranten, den er als Student in New York realisierte. Nach eigenem Drehbuch entstand auch sein Spielfilmdebüt "Sin nombre - Zug der Hoffnung" über die Bandenkriminalität extrem gewalttätiger Gangs in Lateinamerika, das 2009 auf dem Sundance Film Festival seine Premiere feierte und dort mit dem Regiepreis ausgezeichnet wurde. Die Süddeutsche Zeitung (28.4.2010) attestierte F. einen großen "Formwillen" und dem Werk die emotionale Wucht einer "gewaltigen Erzählung".

Von der britischen Rundfunkanstalt BBC mitfinanziert wurde F.s Kinofilm "Jane Eyre" (2011) nach Charlotte Brontës Romanklassiker von 1847, mit Mia Wasikowska und Michael Fassbender in den Hauptrollen. Anders als zahlreiche ältere Filmversionen setzte die Regie unter F. weniger auf die (melo)dramatischen Aspekte des Stoffes und konzentrierte sich mehr auf die Gefühlswelt der jungen, klugen Titelheldin.

Den entscheidenden Durchbruch in den USA erlebte F. als Regisseur der gefeierten HBO-Krimiserie "True Detective" (Drehbuch: Nic Pizzolatto). Für seine raffinierte Inszenierung der ersten Staffel mit acht Episoden (2014) bekam er einen Primetime Emmy Award. Vordergründig erzählte er einen konventionellen, auf mehreren Zeitebenen angesiedelten Krimiplot in Louisiana, zeigte sich aber nach begeisterter Kritikermeinung weit mehr an den vielschichtigen Ermittlern (Matthew McConaughey und Woody Harrelson) und atmosphärischen Bildern interessiert. In den weiteren beiden Staffeln fungierte F. als ausführender Produzent.

Filme seit 2015Mit dem Independentfilm "Beasts of No Nation" feierte F. 2015 beim Filmfestival in Venedig Premiere und wurde damit sogar als möglicher Oscar-Anwärter gehandelt. Die Adaption des gleichnamigen Romans von Uzodinma Iweala, bei der F. auch als Produzent, Drehbuchautor und Kameramann fungierte, handelt vom brutalen Schicksal eines Kindersoldaten in einem nicht näher bezeichneten afrikanischen Land und zeigt Idris Elba in der Rolle des skrupellosen, sich väterlich stilisierenden Guerilla-Kommandanten. Der Film beeindruckte Kritiker durch seine teils surreale Bildsprache; manche vermissten allerdings eine klare "Message". Nach dem Rechteerwerb durch den Online-Streamingdienst Netflix kam der Streifen zeitgleich im Kino und als Abrufvideo für Abonnenten im Internet heraus, wodurch das dreimonatige Auswertungsfenster für den Kinoverleih entfiel. Dies sorgte für Sprengstoff in der US-Filmindustrie: Die großen Kinoketten boykottierten den Film, dessen Leinwandstart folglich limitiert blieb.

2018 strahlte Netflix die Serie "Maniac" aus, in der F. von zwei Probanden (Emma Stone, Jonah Hill) einer dubiosen Arzneimittelstudie erzählt, die sich von einem angeblichen Wundermittel die Heilung ihrer psychischen Probleme erhoffen. Die Fachkritik lobte insbesondere die atmosphärische Inszenierung der in einem retrofuturistischen New York angesiedelten Handlung, machte jedoch auch dramaturgische Schwächen aus. Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (16.9.2018) sah wenig mehr "als ein schrilles Showcase, mit dem Fukunaga seine Virtuosität in möglichst vielen Genres beweisen will". "Eine serielltiefgründige Untersuchung der menschlichen Psyche" machte hingegen die begeisterte Süddeutsche Zeitung (SZ, 25.9.2018) aus.

2018 wurde bekannt, dass F. als Regisseur des 25. Teils der bekannten James-Bond-Reihe engagiert worden war, mit dem Daniel Craig sich aus der Titelrolle verabschiedete. F. schrieb auch am Drehbuch mit und war damit der erste Regisseur in der "Bond"-Geschichte, der zugleich als Autor geführt wird. Aufgrund der weltweiten Coronavirus-Pandemie, die ab Frühling 2020 zur Schließung der Kinos führte, lag "Keine Zeit zu sterben" - mit Produktionskosten von ca. 300 Mio. US$ - 18 Monate auf Eis, sodass sogar der Verkauf der Filmrechte an einen Streamingdienst diskutiert wurde. Im Sept. 2021 startete der Thriller schließlich doch noch in den Lichtspielhäusern und erzählte von der Rückkehr des psychologisch zerrissenen Agenten aus dem Ruhestand und seinem Kampf gegen durch DNA gesteuerte Viren. Er war durchaus erfolgreich an den Kinokassen, wenn er auch pandemiebedingt weniger als seine Vorgänger einspielte. Auch die Fachkritik reagierte überwiegend positiv. Die Stuttgarter Zeitung (30.9.2021) sah "sauber inszenierte Action mit hohem Schauwert, die nur auf großer Leinwand wirkt - genau das, was die Kinos jetzt brauchen." "Es ist aufregend, wie Fukunaga zurückblickt und sich auf die Tradition der Serie beruft, aber auch Angebote für die Zukunft macht. Der 25. James Bond ist zugleich der radikalste. Die 007-Serie wird fortan nicht mehr so sein wie zuvor", lobte der film-dienst (40/2021). Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (3.7.2021) nannte den neuen Bond hingegen "ein ganz gewöhnliches Superhelden-Franchise wie all die anderen".

Als nächstes Projekt inszenierte F. eine Serie des Streamingsdienstes Apple TV+ über amerikanische Bomberpiloten im Zweiten Weltkrieg unter dem Titel "Masters of the Air", die von Steven Spielberg und Tom Hanks produziert wurde.

Familie

F. lebt in New York City. Neben Englisch spricht er fließend Französisch und Spanisch. Der stets adrett gekleidete Regisseur posierte auch für Modestrecken in US-Magazinen.

Werke

Filme u. a.: "Victoria para chino" (04; auch Prod. und Drehbuch), "Sin nombre" (09; auch Drehbuch), "Chinatown Film Project" (09; Beitrag "Kiwi Lotion"), "Jane Eyre" (11), "True Detective" (14-19; TV-Serie; auch Prod.), "Beasts of no Nation" (15; auch Prod. und Drehbuch), "Maniac" (18; Netflix-Miniserie; auch Prod.), "No time to Die" (20; dt. "Keine Zeit zu sterben"; auch Co-Autor).

26. Januar 2024: Apple TV+: "Masters of the Air" (USA 2024; "MASTERS OF THE AIR" ). Produzenten: Tom Hanks, Steven Spielberg. Regie: Cary Joji Fukunaga, Anna Boden, Ryan Fleck, Dee Rees, Timothy van Patten. Buch: John Orloff. Darsteller: Barry Keoghan (Lt. Curtis Biddick), Austin Butler (Maj. Gale "Buck" Cleven), Callum Turner (Maj. John "Bucky" Egan), Ben Radcliffe (Capt. John D. Brady), Anthony Boyle (Major Harry Crosby), Rafferty Law (Sgt. Ken Lemmons), David Shields (Major Everett Blakely), Elliot Warren (Lt. James Douglass), Edward Ashley (Lt. Col. John B. Kidd), Nate Mann(Major Robert "Rosie" Rosenthal), Darragh Cowley (Lt. Glenn Graham). Inhalt: Neunteilige Mini-Serie, die die Bombardierung Nazi-Deutschlands durch die US Air Force in spektakulären Wimmelbildern blutiger Luftschlachten als tödliches Glücksspiel zeichnet, das die Piloten und Besatzungen der B-17-Bomber gleichermaßen verschlingt. Dabei werden technische und historische Details elegant zu einer großformatigen Heldensaga vereint. Kriegsdrama. (film-dienst 6/2024)

Auszeichnungen

Auszeichnungen u. a.: Audience Award/Austin Film Festival (04), Jury Award/ Aspen Shortsfest (05), Regiepreis Sundance Film Festival (09), FIPRESCI Prize (09), Special Prize/Deauville Film Festival (09), Premio ACE (10), Primetime Emmy Award (14), CICT-UNESCO Enrico Fulchignoni Award, Venedig (15).

Mitgliedschaften

F. ist seit 2016 Mitglied der Academy of Motion Picture Arts and Sciences.

Adresse

c/o Anonymous Content, 3532 Hayden Avenue, Culver City, CA 90232, U.S.A., Tel.: +1 310 558-3667, Internet: www.anonymouscontent.com



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