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MUNZINGER Personen

Pablo Antonio Cuadra Cardenal

nicaraguanischer Schriftsteller und Sprachforscher
Geburtstag: 4. November 1912 Managua
Todestag: 2. Januar 2002 Managua
Nation: Nicaragua

Internationales Biographisches Archiv 15/2002 vom 1. April 2002 (gi)


Blick in die Presse

Herkunft

Pablo Antonio Cuadra Cardenal entstammte mütterlicher- wie väterlicherseits einer wohlhabenden Patrizierfamilie aus Granada, einer alten, im Kolonialstil erbauten Stadt am Nicaragua-See. Obwohl in Managua geboren, kehrte er mit seinen Eltern bald nach Granada zurück, wo er auch die nächsten vierzig Jahre lebte. Sein Vater, lange Jahre Kanzler der Republik Nicaragua, gehörte der Konservativen Partei an, die bis ins zwanzigste Jahrhundert hinein die Regierung stellte.

Ausbildung

C. besuchte das Colegio Centroamericano in Granada und studierte anschließend Rechtswissenschaften an der dortigen Universität, beendete sein Studium aber ohne Abschluss.

Wirken

Zusammen mit seinen Brüdern unterhielt er stattdessen ein landwirtschaftliches Gut und einen Holzhandel.

Er war noch ein Teenager, als er zusammen mit ein paar anderen progressiven nicaraguanischen Dichtern und Literaten eine literarische Bewegung gründete, die sich "Vanguardia" nannte und eine gleichnamige Zeitschrift herausbrachte, die er selbst von 1929 bis 1931 leitete. In seiner Jugend konservativ, sympathisierte er während des Spanischen Bürgerkriegs mit den rechtsgerichteten Truppen Francos und schrieb für faschistische Publikationen in Spanien. Innenpolitisch gehörte seine Unterstützung mal Rebellenführer Augusto César Sandino, der gegen die amerikanische Okkupation kämpfte, dann Anastasio Somoza, der Sandino 1934 ermorden ließ und sich 1936 an die Macht putschte. Angesichts der zunehmenden Repression unter der Somoza-Diktatur wandelte sich C. in den vierziger Jahren zum überzeugten Demokraten, wurde eine wichtige Stimme der bürgerlichen Opposition und war zeitweilig auch inhaftiert.

C. war Herausgeber verschiedener Literaturmagazine. 1940-1946 fungierte er als Direktor der Ausgaben der nicaraguanischen Akademie für Sprachenforschung und der literarischen Zeitschrift "Cuardernos del Taller San Lucas". 1954 wurde er darüber hinaus Co-Direktor der führenden bürgerlichen Tageszeitung "La Prensa", in der er mit seinen politischen Kolumnen Flagge zeigte. 1964 wurde er Rektor der Katholischen Universität in Managua. Als "La Prensa"-Chef Pedro Joaquín Chamorro, ein Vetter C.s, 1978 von den Schergen des Somoza-Regimes ermordet wurde, übernahm C. selbst die Leitung des Blattes. "La Prensa" blieb auch nach dem Sturz der Somoza-Diktatur wichtigstes Organ der bürgerlichen Opposition, diesmal gegen das linksgerichtete Regime der Sandinisten, die nach dem Sieg über Somoza 1979 die Macht übernahmen. C. selbst ging für einige Jahre ins freiwillig gewählte Exil ins benachbarte Costa Rica. In seiner politischen Weltsicht trafen sich Sympathien für die spanische Monarchie, das Erbe des autoritären "Caudillo"-Systems, das Nicaragua im 19. Jahrhundert dominiert hatte, ebenso wie katholische Glaubensprinzipien und Elemente der Freiheitstheologie, die auch die Solidarität mit den Schwachen und Unterdrückten einschloss.

Kennern der hispanoamerikanischen Literatur gilt C. als einer der bedeutendsten Dichter Mittelamerikas. Sehr stark beeinflusst von dem berühmten nicaraguanischen Dichter des 19. Jahrhunderts, Rubén Darío, verarbeitete er in eher meditativen und nachdenklichen Sprachformen Themen aus dem Alltagsleben, aus der indianischen Folklore oder aus der Natur, wobei er zu den sprachlich wie inhaltlich wichtigsten Avantgardisten gezählt wird. Zu seinen bekanntesten Gedichtbänden gehören "Poemas Nicaragüenses" (1934), "El jaguar y la luna" (1959; Der Jaguar und der Mond) und "Noche de América para un español" (1965; Die Nacht Amerikas für einen Spanier). 1998 präsentierte er in Venezuela mit dem "Stundenbuch" sein letztes großes Werk.

Familie

Am 2. Jan. 2002 ist C. im Alter von 89 Jahren in Managua gestorben. Er hinterließ seine Frau Adilia sowie mehrere Kinder und Enkelkinder. Er wurde in seiner Heimatstadt Granada bestattet.

Werke

C.s schriftstellerische Werke haben weit über die Grenzen Lateinamerikas hinaus Beachtung gefunden. Seine Gedichte wurden in verschiedenen Anthologien veröffentlicht, zahlreiche Werke ins Englische, Italienische, Portugiesische und Rumänische übersetzt.

Auszeichnungen

C. wurde u. a. mit dem Orden "Les Palmes Académiques" (Frankreich), der Komturwürde des Ordens Alfons X. und dem Interamerikanischen Kulturpreis "Gabriela Mistral" ausgezeichnet.

Mitgliedschaften

Er war ordentliches Mitglied der Academia Real Espanola, zu der die Akademie für Sprachforschung in Nicaragua gehörte, weiter Mitglied der Akademie der Künste und Wissenschaften von San Fernando in Cádiz.

Adresse

Letzte Adresse: c/o "La Prensa", kilómetro 4 y medio Carretera Norte, Apartado Postal #192, Managua, Nicaragua



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