Josef Slipyj (eigentlich Josef Kobernyckyj-Dyckowskyj) stammte aus Zazdrist (Erzdiözese Lemberg) in der Westukraine. Die römische Kirche hatte in Lemberg drei verschiedene Erzbischöfe, von denen der eine nach "lateinischem" Ritus wirkte, der zweite das Haupt der kleinen romtreuen armenischunierten Kirche war und der dritte das Oberhaupt der ebenfalls zu Rom haltenden griechisch-unierten Kirche, zu der sich fast alle Ukrainer der ehemaligen südöstlichen polnischen Provinzen bekannten. Dieser Kirche (auch Ruthenische Kirche genannt) gehörte auch S. an. Die Geistlichen waren wie die russischen Popen verheiratet, wenn sie nicht einem Mönchsorden angehörten. Der Metropolit der Unierten Kirche, deren Gottesdienst äußerlich dem der Russisch-Orthodoxen ähnelte, gehörte zu den hohen Würdenträgern der römischen Hierarchie. Diese Unierte Kirche war ein Überbleibsel eines Versuchs zur Union der römischen mit der Ostkirche im späten Mittelalter. Während die meisten Orthodoxen sich dieser Union niemals anschlossen, blieben die Kirchenfürsten der westlichen Ukraine ihr treu. Als Seelenhirten des ukrainischen Volkes identifizierten sie sich mit den kulturellen und politischen Interessen dieser Nation. Das wechselvolle Schicksal ...

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