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Wissen, das zählt.


MUNZINGER Personen

Hans-Olaf Henkel

deutscher Industriemanager und Politiker; Präsident des BDI (1995-2000); Präsident der Leibniz-Gemeinschaft (2001-2005); stellv. Vorsitzender der AfD (2014-2015)
Geburtstag: 14. März 1940 Hamburg
Nation: Deutschland - Bundesrepublik

Internationales Biographisches Archiv 45/2019 vom 5. November 2019 (bc)


Wichtige Stationen im Überblick

  Studium der Soziologie, Volks- und Betriebswirtschaft an der Hamburger Akademie für Gemeinwirtschaft
1962 Einstieg bei IBM Deutschland
1966 - 1969 Vertriebspositionen im asiatisch-pazifischen Raum
1969 - 1973 Tätigkeit im Münchner Manufacturing Industry Center für internationale Kunden
1973 - 1975 Tätigkeit bei der IBM Europa in Paris
1975 Director of Operations für den Raum Afrika und Mittlerer Osten
1978 - 1980 Direktor der IBM-Zentrale in Armonk, New York
1980 - 1982 General Manager für die Region der IBM EMEA (IBM World Trade Europe/Middle East/Africa Corp.) in Paris
1982 Ernennung zum Vizepräsidenten der IBM Europa
1985 - 1987 stellv. Vorsitzender der Geschäftsführung der IBM Deutschland
01.01.1987 - 1989 Geschäftsführer der IBM Deutschland
06.1989 - 06.1994 Vice President der IBM Corporation
10.1993 - 10.1994 Präsident der IBM-Europazentrale in Paris
1994 - 1995 Chairman der IBM World Trade Europe/Middle East/Africa Corp.
1995 - 2000 Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI)
01.01.1995 Wahl zum Aufsichtsratsvorsitzenden der IBM Deutschland GmbH
2000 "Die Macht der Freiheit"
2001 - 2005 Präsident der Leibniz-Gemeinschaft
ab 02.2001 Wirtschaftswissenschaftlicher Honorarprofessor der Universität Mannheim
2002 "Die Ethik des Erfolgs. Spielregeln für die globalisierte Gesellschaft"
2004 "Die Kraft des Neubeginns. Deutschland ist machbar"
2006 - 2013 Berater der Bank of America
2006 - 2014 Vorsitzender des unabhängigen Beratergremiums "Konvent für Deutschland"
2010 "Rettet unser Geld! Deutschland wird ausverkauft - Wie der Euro-Betrug unseren Wohlstand gefährdet"
2013 "Die Euro-Lügner. Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken - So werden wir getäuscht"
2014 - 2019 Mitglied des Europaparlaments (für AfD, ab 2015 für Alfa/LKR)
01.2014 - 2015 Mitglied der "Alternative für Deutschland" (AfD)
07.2015 Austritt aus der AfD; Gründung von Alfa (später LKR)
09.2018 Austritt aus den LKR

Blick in die Presse

Herkunft

Hans-Olaf Henkel wurde am 14. März 1940 in Hamburg geboren. Sein Vater hatte eine Generalvertretung mehrerer Papierfabriken. Er fiel 1945 in Ungarn. Mutter Wilhelmine übernahm die Leitung des Büros und hatte deshalb nur wenig Zeit für H., seinen zwei Jahre jüngeren Bruder Joachim und seine sechs Jahre ältere Schwester Karin. Zeitweilig lebte H. bei seinen Großeltern in Poppenbüttel bzw. im Heim.

Ausbildung

In der Rückschau sah sich H. als "wohl recht schwer erziehbares Kind", (Hbg. Abl., 9.2.1995) und früh auf die eigenen Beine gestellt. Er besuchte acht verschiedene Schulen. Nach der mittleren Reife schloss er eine Lehre als Speditionskaufmann bei Kühne & Nagel ab. Auf dem zweiten Bildungsweg studierte er später Volks- und Betriebswirtschaft und Soziologie an der Hamburger Akademie für Gemeinwirtschaft, der späteren Hochschule für Wirtschaft und Politik. Zu seinen damaligen Lehrern zählten u. a. der Ökonom Heinz-Dietrich Ortlieb und der Soziologe Ralf Dahrendorf.

Wirken

Schneller Aufstieg bei IBMSeine Berufslaufbahn begann H. 1962 als Mitarbeiter bei IBM Deutschland, einem damals noch relativ kleinen Ableger des weltweit führenden Computerherstellers International Business Machines Corp. (IBM). Nach einem zweijährigen Traineeprogramm war er zunächst im Produktionsbereich, später im Vertrieb und Personalbereich tätig. Er hatte verschiedene Vertriebspositionen im asiatisch-pazifischen Raum inne (1966-1969) und arbeitete danach bis 1973 im Münchner Manufacturing Industry Center für internationale Kunden aus der Fertigungsindustrie. Bei der IBM Europa in Paris war er anschließend u. a. für die Einführung der neuen Telefonvermittlungsanlagen verantwortlich. Ab 1975 war H. Director of Operations für den Raum Afrika und Mittlerer Osten und später für die Länder Belgien, Niederlande, Spanien und Schweiz. Als Direktor in der IBM-Zentrale in Armonk, New York, erwarb er ab 1978 Erfahrungen im Personalbereich der IBM. 1980 kehrte er nach Paris zurück und wurde General Manager für die Region der IBM EMEA (IBM World Trade Europe/Middle East/Africa Corp.). 1982 übernahm H. als Vizepräsident der IBM Europa Verantwortung für alle Landesgesellschaften außer Frankreich, Italien, Deutschland und Großbritannien. Als stellv. Vorsitzender der Geschäftsführung kehrte H. 1985 zur IBM Deutschland zurück und wurde 1987 Nachfolger von Chef Lothar F. W. Sparberg.

Chef von IBM DeutschlandH. übernahm die Geschäftsführung der IBM Deutschland nach einem schwierigen Geschäftsjahr 1986, in dem der Umsatz der größten IBM-Auslandstochter um 9 %, der Gewinn sogar um über 39 % geschrumpft war. H. verordnete dem erfolgsverwöhnten Unternehmen eine große Strukturreform mit einer deutlichen Gewichtsverlagerung von der Computer-Hardware zur -Software, von der Produktion und Verwaltung zum Vertrieb und zum Kunden-Service. Die Zahl der Mitarbeiter an der "Kundenfront" erhöhte sich um 44 %, während die Mitarbeiterzahl in Produktion und Verwaltung um jeweils 15 % abgebaut wurde. Dazu kam eine konsequente Erneuerung der Produktpalette und eine Erweiterung des Software-Angebots. Im Geschäftsjahr 1988 stieg der Inlandsumsatz erstmals wieder deutlich an. Im Juli 1989 begann das IBM-Werk Böblingen-Hulb als erste Halbleiter-Fabrik in Europa mit der Serienfertigung des 4-Megabit-Speicherchips und kam damit der japanischen Konkurrenz um einige Monate zuvor. Gegen den Widerstand der Gewerkschaften hatte H. dafür mit Einführung der Sonntagsarbeit die nötigen Voraussetzungen geschaffen. 1989 wurde H. als erster deutscher IBM-Landeschef Vice President der IBM Corporation und rückte damit in die obere Führungscrew der Muttergesellschaft auf. 1991 wurde ihm auch die Verantwortung für die Vertriebsorganisation der IBM für die meisten osteuropäischen Länder übertragen.

Umbau des IBM-UnternehmensAnfang der 1990er Jahre geriet nach dem amerikanischen Mutterkonzern auch IBM Deutschland zunehmend in den Sog der weltweiten Krise in der Computerbranche. Im Geschäftsjahr 1992 ging der Umsatz auf knapp 13,8 Mrd. DM zurück, und erstmals in der Geschichte des Unternehmens musste ein Jahresfehlbetrag von 440 Mio. DM ausgewiesen werden. H. reagierte auf die schwieriger werdende Wirtschaftslage mit vereinfachten Arbeitsabläufen, sozialverträglichem Personalabbau (6.200 Stellen), Kostensenkungen und mit einer neuen Holding-Struktur. Diese spaltete die IBM Deutschland ab 1993 in fünf rechtlich selbstständige Konzerntöchter auf. Um einen individuellen Weg bei Arbeitszeit und Entlohnung einschlagen zu können, trat das Unternehmen aus dem Metallarbeitgeberverband aus, lediglich die IBM Deutschland Produktions GmbH blieb dem Metall-Tarifvertrag verbunden.

Für die Betriebsvereinbarung über die Einrichtung von 350 Telearbeitsplätzen erhielt H. 1992 den "Innovationspreis der deutschen Wirtschaft", die erste derartige Auszeichnung, die nicht für ein Produkt, sondern für eine Idee vergeben wurde. Im gleichen Jahr wurde er wegen der konsequenten Umweltschutzgrundsätze der IBM Deutschland vom WWF zum "Öko-Manager des Jahres" gewählt. Louis V. Gerstner übernahm im April 1993 die Führung des angeschlagenen Weltkonzerns und berief H. ab Okt. 1993 zum Präsidenten der IBM-Europazentrale in Paris. Dort war er ab 1994 Chairman der IBM World Trade Europe/Middle East/Africa Corp. und rückte außerdem in den Aufsichtsrat der deutschen IBM-Tochter auf. Ende 1994 verabschiedete sich H. überraschend aus dem operativen Management des IBM-Konzerns. Er begründete diesen Schritt mit der Suche nach neuen Herausforderungen. Später erklärte er, er habe im zunehmend zentralistisch geführten Unternehmen zu wenig Gestaltungsspielraum gesehen. Als Aufsichtsratsvorsitzender der Stuttgarter IBM Deutschland GmbH (ab 1. Jan. 1995) blieb H. dem Konzern weiterhin verbunden.

Wahl zum BDI-PräsidentenEine neue Herausforderung für H. war ab 1995 die Nachfolge von Tyll Necker als Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), des 1949 gegründeten Interessenverbands von damals rund 80.000 Unternehmen aus 35 Branchen. Mit H. trat erstmals kein aktiver Unternehmer an die BDI-Spitze. DIE ZEIT (7.10.1994) lobte seine "Weltläufigkeit, politisches Gespür und Eloquenz" und das Wirtschaftsmagazin Capital (11/1994) "die typisch amerikanische, politisch unverklemmte Haltung, sich zwecks optimaler Interessendurchsetzung mit allen tragenden Parteien gleich gut zu stellen". H. meldete sich mit deutlichen Stellungnahmen zu Wort und nahm dabei wenig Rücksicht auf persönliche und politische Empfindsamkeiten, was ihm den Ruf eines ausgesprochenen Hardliners einbrachte. Er nahm die Gewerkschaften ins Visier, kritisierte aber auch den wirtschaftspolitischen Kurs der CDU-Regierung von Kanzler Helmut Kohl. Besonders störten ihn der Flächentarifvertrag, die Höhe von Steuern und Abgaben, ein vermeintliches Überangebot an Sozialleistungen sowie der angeblich fehlende Reformwille in Wirtschaft und Politik. 1996 präsentierte H. mit dem Konzept "Entlasten statt entlassen" Reformvorschläge, mit denen der BDI bis 2000 zwei Mio. neue Arbeitsplätze in Aussicht stellte.

H.s Neigung zu unverblümten verbalen Ausfällen, der missionarische Eifer, mit dem er seine neoliberalen Positionen vertrat, und sein fast völliger Verzicht auf diplomatische Verbindlichkeit kosteten ihn auch im eigenen Lager so viele Sympathien, dass seine dritte Amtszeit als BDI-Präsident zeitweise infrage gestellt schien. Bei der Vorstellung des BDI-Perspektivkonzeptes "Für ein attraktives Deutschland" überzeugte er jedoch einmal mehr als "Mann der klaren Worte" (Hbl. 20./21.11.1998) und Vertreter einer liberalen Wirtschaftspolitik, woraufhin er im Nov. 1998 mit 139 von 141 Stimmen für eine dritte Amtszeit als BDI-Präsident bestätigt wurde.

Zusammenarbeit mit der Regierung SchröderDen Regierungswechsel von schwarz-gelb (CDU/CSU, FDP) zu rot-grün (SPD, Grüne) unter Gerhard Schröder (Amtsantritt 27.10.1998) begleitete H. zunächst mit unverhohlener Skepsis und kritischer Distanz, arbeitete aber dennoch im "Bündnis für Arbeit" mit. Bald begrüßte H. jedoch den Reformkurs der rot-grünen Bundesregierung und warb öffentlich für dessen Unterstützung. In der Presse wurde nicht ohne Staunen registriert, dass H. "mit der rot-grünen Regierung besser klarkommt als mit der alten Koalition" (FAZ, 13.3.2000). So unterstützte H. die Green-Card-Aktion der Bundesregierung für eine unbürokratische Anwerbung ausländischer Computerspezialisten und war Mitglied der Zuwanderungskommission. Seinen wirtschaftspolitischen Visionen blieb der BDI-Präsident aber auch unter der rot-grünen Bundesregierung treu und forderte beispielsweise die Überprüfung der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall sowie ein neues Tarifsystem. H.s Nachfolger als BDI-Chef wurde 2001 der langjährige Konzernchef der Maschinenbau-Gruppe Voith, Michael Rogowski. Im Rückblick bezeichnete H. die sechs Jahre an der BDI-Spitze als "die besten und aufregendsten Jahre in meinem Leben" (WELT, 28.12.2000).

Chef der Leibniz-Gemeinschaft und BeratertätigkeitKurz hatte der als FDP-nah geltende H. mit einem Einstieg in die Politik geliebäugelt, übernahm dann jedoch im Febr. 2001 eine wirtschaftswissenschaftliche Honorarprofessur an der Universität Mannheim und wurde im Juli 2001 ehrenamtlicher Präsident der "Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz" (Leibniz-Gemeinschaft). Er war der erste Nichtwissenschaftler an der Spitze der Wissenschaftsorganisation, die 80 Forschungseinrichtungen mit 12.500 Mitarbeitern vertritt. H. plädierte für die Einführung von mehr Wettbewerb, eine verstärkte Zusammenarbeit der Sektionen und für internationale Kooperation. Ab Okt. 2003 gehörte H. dem unabhängigen Beratergremium "Konvent für Deutschland" an, das u. a. Vorschläge zur Stärkung der Reformfähigkeit Deutschlands ausarbeitete. Ende 2005 beendete er nach zwei Amtszeiten seine Tätigkeit als Präsident der Leibniz-Gemeinschaft und wurde ab Febr. 2006 Berater der Bank of America, wo er bis 2013 als Senior Advisor beim Ausbau des Investment-Bankings behilflich war.

Buch-AutorH.s 2000 erschienene Memoiren "Die Macht der Freiheit" standen wie "Die Ethik des Erfolgs. Spielregeln für die globalisierte Gesellschaft" (2002) und "Die Kraft des Neubeginns. Deutschland ist machbar" (2004) monatelang auf den Bestsellerlisten und brachten H. verschiedene Preise ein. Er schreibe "pointiert, anekdotenreich und einfach", bescheinigte ihm der Kritiker der WELT (31.8.2002). Über die Inhalte von H.s Büchern, in denen er sich für die globale Marktfreiheit bei klaren Spielregeln einsetzte, gingen die Meinungen auseinander. Das war auch bei "Die Abwracker. Wie Zocker und Politiker unsere Zukunft verspielen" (2009) über die Verursacher der globalen Finanzkrise und bei "Rettet unser Geld! Deutschland wird ausverkauft - Wie der Euro-Betrug unseren Wohlstand gefährdet" (2010) nicht anders. Angesichts der aktuellen Eurokrise schlug H. im Nov. 2010 die Aufspaltung der europäischen Währung in einen harten Nord-Euro und einen weichen Süd-Euro vor. H. vertrat seine Thesen auch in Talkshow-Runden und als Gastautor diverser Zeitungen. Mit 71 Jahren ging er sogar erstmals mit dem Soloprogramm "Rettet unser Geld" auf Showtournee, um Anhänger für seine Kernthese zu gewinnen, dass es "Alternativen zum Euro" gäbe. Auch mit "Die Euro-Lügner. Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken - So werden wir getäuscht" (2013) schlug er in dieselbe Kerbe. In "Deutschland gehört auf die Couch" (2016), einer mit Joachim Starbatty verfassten, kontrovers aufgenommenen Abrechnung mit der Regierung von Bundeskanzlerin Angela Merkel, attestierte H. der bundesdeutschen Politik ein auf einem "Schuldkomplex" fußendes "Helfersyndrom" (SPIEGEL, 3.9.2016), das Deutschland sowie anderen Ländern letztlich zum Schaden gereiche.

Politische LaufbahnAb Dez. 2011 engagierte sich H. bei den Freien Wählern Bayern, strebte jedoch dort kein politisches Amt an. Stattdessen gehörte er zu den Gründern des eurokritischen Bündnisses Wahlalternative 2013, aus dem die Anti-Euro-Partei Alternative für Deutschland (AfD) hervorging. Seit Jan. 2014 auch AfD-Mitglied, wurde H. beim Bundesparteitag am 25. Jan. 2014 auf den zweiten Listenplatz und mit Parteichef Bernd Lucke zum Spitzenkandidaten für die Europawahl im Mai 2014 gewählt. Nach der Wahl, bei der die AfD, die H. mit Kreditvergaben auch finanziell unterstützt hatte, mit 7,1 % der Stimmen und insgesamt sieben Abgeordneten erstmals ins Europäische Parlament einzog, engagierte sich H. in verschiedenen Parlamentsgremien, u. a. im Ausschuss für Industrie, Forschung und Energie, im Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten sowie im Unterausschuss für Menschenrechte.

Im Richtungs- und Führungsstreit der zunehmend von zuwanderungsfeindlichen Kräften dominierten AfD positionierte sich H. klar auf Seiten des gemäßigten, wirtschaftsliberalen Gründers Lucke und trat aus Protest gegen "Rechtsideologen" (zit. nach FAZ, 24.4.2015) innerhalb der Partei im April 2015 als stellv. Vorsitzender zurück. Als Lucke schließlich bei der Wahl zum Bundessprecher der AfD im Juli 2015 gegen die nationalkonservative Frauke Petry den Kürzeren zog, verkündete H. (wie später Lucke selbst) seinen Austritt aus der Partei, nicht ohne einmal mehr vor den rechtspopulistischen Kräften innerhalb der AfD zu warnen (vgl. etwa SZ, 7.7.2015). Trotz seines Parteiaustritts hatte H. selbst jahrelang öffentlich mit umstrittenen, v. a. islamkritischen Positionen sympathisiert und u. a. die von Vielen als rassistisch eingestuften Thesen Thilo Sarrazins in dessen Bestseller "Deutschland schafft sich ab" (2010) als Ausdruck freier Meinungsäußerung verteidigt (vgl. etwa Focus Online, 31.8.2010).

Lucke, H. und weitere prominente Ex-AfD-Mitglieder gründeten noch im Juli 2015 die Aktion Lebensrecht für Alle (Alfa; im Nov. 2016 in Liberal-Konservative Reformer/LKR umbenannt), der schließlich fünf der ursprünglich sieben ins EU-Parlament gewählten Abgeordneten der AfD angehörten. Alfa vertrat v. a. EU-kritische Positionen und verstand sich als bürgerliche und wirtschaftspolitisch ausgerichtete Alternative zur Ein-Themen-Partei AfD. Nach einem Kursstreit verließ H. im Sept. 2018 - zusammen mit drei weiteren Europaparlamentariern der LKR - die bundes- wie landespolitisch bedeutungslos gebliebene Partei, behielt aber als Unabhängiger sein EU-Mandat, das im Juli 2019 turnusgemäß endete.

Familie

H. ist seit 2005 in zweiter Ehe mit der Sozialpsychologin Professor Dr. Bettina Hannover verheiratet. Er hat zwei Töchter und zwei Söhne. H. wohnt seit 1999 in Berlin. Der im privaten Umfeld oft als weich, sensibel und verletzlich eingeschätzte H. besitzt eine Segeljacht, fährt Ski, ist Jazz-Liebhaber (vor allem schätzt er den Saxofonisten Charlie Parker), passionierter Schachspieler und raucht kubanische Zigarren. 2005 wurde eine neu entdeckte Schmetterlingsart (Bracca olafhenkeli) nach ihm benannt. Sonntags moderiert er eine Jazz-Sendung im Radio.

Werke

Veröffentlichungen u. a.: "Jetzt oder nie. Ein Bündnis für Nachhaltigkeit in der Politik" (98), "Die Macht der Freiheit" (00), "Die Ethik des Erfolgs. Spielregeln für die globalisierte Gesellschaft" (02), "Die Kraft des Neubeginns. Deutschland ist machbar" (04), "Kampf um die Mitte. Mein Bekenntnis zum Bürgertum" (07), "Die Abwracker. Wie Zocker und Politiker unsere Zukunft verspielen" (09), "Rettet unser Geld! Deutschland wird ausverkauft - Wie der Euro-Betrug unseren Wohlstand gefährdet" (10), "Die Euro-Lügner. Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken - So werden wir getäuscht" (13), "Deutschland gehört auf die Coach. Warum Angela Merkel die Welt rettet und unser Land ruiniert" (16; mit Joachim Starbatty).

Auszeichnungen

Auszeichnungen u. a.: Karmarsch-Denkmünze der TU Hannover (91), "Ökomanager des Jahres" (92), "Innovationspreis der Deutschen Wirtschaft" (92), Ehrendoktorat der TU Dresden (92), "Dinosaurier des Jahres" (95; NABU-Negativpreis), "Kreuz des Südens" (98; Brasilien), "Orden des heiligen Schatzes" (99; Japan), Offizier der französischen Ehrenlegion (00), Cicero-Rednerpreis (01), Bundesverdienstkreuz (02; abgelehnt), Buchpreis "Corine" (03; f. Ethik des Erfolgs), Ludwig-Erhard-Preis für Wirtschaftspublizistik (03), Deutscher Mittelstandspreis (06), Hayek-Medaille (07).

Mitgliedschaften

Mitgliedschaften/Ämter: Vorstandsmitglied im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft (ab 89), Mitglied im Außenwirtschaftsbeirat des Bundesministers für Wirtschaft, Senator der Max-Planck-Gesellschaft (ab 90) und der Helmholtz-Gemeinschaft, Mitglied bei Amnesty International (ab 96), Kuratoriumsmitglied des Deutschen Familienverbandes, Mitglied der Aufsichtsräte von Bayer AG, Continental AG, DaimlerChrysler Luft- und Raumfahrt Holding AG, SMS AG, Ringier AG, Zürich, Orange SA, Paris, Brambles, Sydney (bis 13).

Adresse

c/o Büro Hans-Olaf Henkel, Friedrichstraße 118, 10117 Berlin, Mobil: +49 160 97794035, E-Mail: office@hansolafhenkel.de, Internet: https://hansolafhenkel.de



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