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Nikolai Berdjajew

Nikolai Berdjajew

russischer Geschichtsphilosoph
Geburtstag: 6. März 1874 Kiew
Todestag: 23. März 1948 Clamart bei Paris (Frankreich)
Nation: Sowjetunion

Internationales Biographisches Archiv 15/1948 vom 29. März 1948


Blick in die Presse

Wirken

Nikolai Berdjajew wurde am 6. März 1874 in Kiew geboren. Er gehörte als Student den revolutionären Kreisen an und wurde wegen seiner politischen Gesinnung im Jahre 1900 auf drei Jahre verbannt, erhielt danach aber doch eine Professur für Geschichtsphilosophie an der Universität Moskau, die er bis 1922 inne hatte. Dann wurde er als ideologischer Gegner des Kommunismus aus Rußland ausgewiesen und lebte in Berlin als Professor der Philosophie am Russischen Wissenschaftlichen Institut, bis er im Jahre 1924 nach Paris ging. B. gilt als einer der führenden Geister des russischen religiösen Denkens. Von seinen in deutscher Sprache erschienenen Büchern sind zu nennen: "Die Weltanschauung Dostojewskis" (München, C. H. Beck), "Der Sinn des Schaffens" (Tübingen, J. B. C. Mohr), ferner "Der Sinn der Geschichte", eines seiner gedankenreichsten Werke. B. sieht darin in der heutigen Zeit wie Spengler eine kritische Entwicklungsphase, die zum Sieg der mechanischen über die organische Weltanschauung, zur Auflösung der Persönlichkeit und zur Vernichtung aller Freiheit führen muß, sagt aber darum nicht das Ende der Kultur, sondern darüber hinaus im Gegenteil eine Entfaltung neuer schöpferischer Kräfte voraus. Weiter ist das 1924 fertiggestellte "Das neue Mittelalter" in das Deutsche übersetzt worden. Neben diesen Werken seien noch genannt: "Der Sinn des Schaffens" (1926), "Die Philosophie des freien Geistes" (1930), "Die Bestimmung der Menschen" (1934), "Wahrheit und Lüge des Kommunismus" (1934), "Die menschliche Persönlichkeit und die überpersönlichen Werte" (1937) und "Sinn und Schicksal des Kommunismus" (1937). Politisch schwebte B. eine gesamteuropäische Vereinigung auf religiöser Grundlage vor; die Freiheit ist der Zentralbegriff seines Denkens, eine Freiheit, die sich in der Liebe betätigt und das Reich Gottes auf Erden zum Ziele hat. Die Sowjetmacht hat B. einst eine "Satanokratie" genannt und erklärt, daß sie auf "dämonischer Hypnose" beruhe. Die nationale Wendung, die der Bolschewismus in den letzten zehn Jahren und namentlich im zweiten Weltkrieg nahm, hat aber B., der immer von einer messianischen Sendung des russischen Volkes träumte, in vielem dem heutigen Sowjetregime angenähert. Dagegen lehnt er die Unterbindung jeder geistigen Freiheit in Sowjetrußland nach wie vor ab und hat sich wohl auch deshalb 1947 geweigert, eine ihm angebotene Professur an der Geistlichen Akademie in Moskau anzunehmen. B. starb am 23. März 1948 in Clamart bei Paris.

Nikolai Berdjajew



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