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Tim Robbins

Tim Robbins

amerikanischer Schauspieler, Regisseur, Produzent und Autor
Geburtstag: 16. Oktober 1958 West Covina/CA
Nation: Vereinigte Staaten von Amerika (USA)

Internationales Biographisches Archiv 37/2018 vom 11. September 2018 (mf)
Ergänzt um Nachrichten durch MA-Journal bis KW 19/2023


Blick in die Presse

Herkunft

Tim(othy Francis) Robbins wurde als jüngstes von vier Kindern eines katholischen Musiker-Paares am 16. Okt. 1958 in West Covina, einem Städtchen unweit von Los Angeles, geboren. Sein Vater Gil, ein professioneller Folksänger, versuchte sich zeitweilig auch als Schauspieler, seine Mutter Mary arbeitete später für einen Zeitschriftenverlag. Anfang der 1960er Jahre zog die Familie in den New Yorker Stadtteil Greenwich Village. Vater Gil spielte von nun an bei der ebenfalls recht bekannten Band "The Highwaymen" und wurde wenig später Geschäftsführer des legendären New Yorker Folk-Clubs "Gaslight". Auch R.s Geschwister ergriffen künstlerische Berufe: Adele wurde Schauspielerin, Gabrielle Kabarettistin und David Komponist.

Ausbildung

Bereits im Alter von 12 Jahren wurde R. Mitglied der Schauspielgruppe "Theater for the New City", der er bis 1979 angehörte, und führte 14-jährig erstmals Regie beim Drama Club der Stuyvesant High School. Nach seiner Graduierung 1976 erhielt er ein Stipendium für die State University of New York in Plattsburgh, einem Ort an der kanadischen Grenze. Danach studierte er schließlich noch zwei weitere Jahre an der UCLA mit dem Hauptfach Theaterwissenschaften. 1981 schloss er sein Studium mit dem Bachelor-Grad ab.

Wirken

Wirken am TheaterMit Studienkollegen gründete R. nach dem College-Abschluss 1981 "The Actors' Gang" in Los Angeles, eine experimentelle Theatertruppe, die sich dem europäischen Avantgarde-Theater verpflichtet fühlte und sich mit Mitternachtsvorstellungen im eigenen Theater einen Namen machte. Bis 1992 schrieb R., der im Ensemble als Schauspieler, Drehbuchschreiber und künstlerischer Direktor fungierte und mehrfach für seine Inszenierungen ausgezeichnet wurde, sechs satirische Bühnenstücke zusammen mit Schauspielerkollege Adam Simon. 2003 verfasste R. für die Actors' Gang ein satirisches Theaterstück mit dem Titel "Embedded" (später als "Embedded Live" verfilmt), das sich kritisch mit der politisch gefärbten Kriegsberichterstattung der sog. "Embedded Journalists" im Irak-Krieg befasst und mit dem die Truppe nach der Premiere am New Yorker Public Theater durch die USA tourte. 2006 führte R. Regie bei der erfolgreichen Bühnenadaption von George Orwells Roman "1984" (Buch: Michael Gene Sullivan), mit der die "Gang" weltweit in 40 Ländern auftrat.

Karriere als FilmschauspielerZur Finanzierung seiner auch gesellschaftspolitisch motivierten Theaterleidenschaft übernahm R. ab 1983 Rollen in Fernsehfilmen und -serien; 1984 hatte er sein Debüt auf der großen Leinwand in dem Film "Schnitzeljagd – Teenage Apocalypse". Nach verschiedenen Auftritten in hinsichtlich Qualität und kommerziellem Erfolg ganz unterschiedlichen Kinoproduktionen (darunter Filme wie "Top Gun" mit Tom Cruise und "Annies Männer" mit Kevin Costner und Susan Sarandon) war es vor allem seine Rolle als Jacob Singer in Adrian Lynes Postvietnam-Thriller "Jacob's Ladder - In der Gewalt des Jenseits" (1990), mit der er in die erste Riege der großen Charakterdarsteller aufrückte. Darin spielte er einen Vietnam-Veteranen, der nach dem Unfalltod seines Sohnes, dem Scheitern seiner Ehe und weiterer traumatischer Erlebnisse paranoid und schizophren zu werden droht.

Der endgültige Durchbruch gelang R. mit der Hauptrolle in Robert Altmans Hollywoodsatire "The Player" (1992). Die Geschichte eines smarten und erfolgreichen Studioproduzenten, der sich eines lästigen Drehbuchschreibers durch Mord entledigen will, aber den Falschen erwischt, wurde von der Filmkritik als treffende Parabel für eine gewinnorientierte, oberflächliche Gesellschaft gefeiert. Der Film wurde 1993 mit dem Golden Globe in der Kategorie Komödie/Musical und einem Golden Globe für R. als besten Hauptdarsteller ausgezeichnet.

1994 überzeugte R. als Andy Dufresne in der als überragendes Kinoereignis gefeierten Stephen-King-Verfilmung "Die Verurteilten". 1999 spielte er in Mark Pellingtons Film "Arlington Road" einen Durchschnittsamerikaner, der von seinem Nachbarn (Jeff Bridges) verdächtigt wird, ein rechtsextremer Terrorist zu sein, und im Jahr darauf wirkte er in dem von der Kritik sehr zwiespältig aufgenommenen Brian-De-Palma-Streifen "Mission to Mars" mit.

Filme nach der JahrtausendwendeEine weitere herausragende Leistung als Schauspieler bot R. nach Kritikermeinung in Clint Eastwoods düsterer Kriminaltragödie "Mystic River" (2003), die die Geschichte dreier Jugendfreunde in Boston erzählt, die 25 Jahre später durch ein Verbrechen wieder aufeinanderstoßen. Neben Sean Penn, der einen Oscar als bester Hauptdarsteller erhielt, wurde R. für seine überzeugende Verkörperung eines in seiner Kindheit schwer an Leib und Seele verletzten Mannes mit dem Oscar als bester Nebendarsteller ausgezeichnet.

2005 agierte R. in Steven Spielbergs freier Adaption von H. G. Wells' Roman "Krieg der Welten" über eine Invasion aggressiver Außerirdischer neben Tom Cruise als übergeschnappter Guerillero. 2007 kam der Film "Wer Feuer sät" in die deutschen Kinos, der die Geschichte des unbescholtenen schwarzen Vorarbeiters und späteren ANC-Aktivisten Patrick Chamusso im Südafrika des Jahres 1980 erzählt. Dessen Gegenspieler, den Geheimpolizisten und Folterer Nic Vos, mimte R. nach Meinung der Berliner Zeitung (18.1.2007) "mit einer freundlichen und darin ganz besonders kaltschnäuzigen Grausamkeit". Die schwarze, von der Kritik sehr gelobte Komödie "A Perfect Day" (2015; Regie: Fernando León de Aranoa) zeigte R. als Mitglied einer internationalen Gruppe von Entwicklungshelfern, die nach dem Jugoslawien-Krieg in Bosnien-Herzegowina versucht, die Wasserversorgung aufrechtzuerhalten

In den letzten Jahren war R. vermehrt in Fernsehserien zu sehen. Nach der HBO-Comedy-Serie "The Brink - Die Welt am Abgrund" (2015), in der er den Außenminister der Vereinigten Staaten spielte, übernahm er 2018 in "Here and Now" einen Part. Diese von ihm mitproduzierte Serie dreht sich um eine multiethnische, linksliberale Familie, eine Anwältin (Holly Hunter) und einen Philosophieprofessor (R.), die drei Kinder aus aller Welt adoptiert haben und nach der Wahl von US-Präsident Donald Trump gegen einen rückwärtsgewandten Konservatismus ankämpfen.

Wirken als RegisseurNeben seiner Tätigkeit als Schauspieler zeichnete R. in den 1990er Jahren als Regisseur dreier Filme verantwortlich. Sein Debüt legte er 1992 mit dem Film "Bob Roberts" vor, für den er auch Drehbuch und Liedtexte schrieb und die Hauptrolle übernahm. In dieser Filmsatire auf den amerikanischen Wahlkampf verfolgte er den durch Börsenspekulationen reich gewordenen Bob Roberts und dessen Wahlkampf um den Senatorenposten im Pennsylvania des Jahres 1991. In Cannes machte sein Regiedebüt Furore, die Fachpresse feierte R. als "vielversprechendsten neuen Kopf im Hollywood der 90er Jahre" (Wiener, 10/1992), und in den USA handelte man ihn bereits als "neuen Orson Welles".

Mit Kritikerlob überschüttet wurde R.s zweite Regiearbeit "Dead Man Walking" (dt. "Sein letzter Gang"), in der er eindringlich die Todesstrafe in Frage stellte, ohne zu predigen und lt. Süddeutscher Zeitung (25.2.1996) Gefühle auslöste, "ohne auf die Tränendrüsen zu drücken". Das Melodram mit Susan Sarandon, die für ihre Darstellung einen Oscar erhielt, und Sean Penn in den Hauptrollen entstand nach dem Buch der katholischen Nonne Helen Prejean, die den Mörder Matthew Poncelet auf seinem letzten Gang begleitete. "'Dead Man Walking' ist ein ergreifender Film, der seine Zuschauer als Überlebende aus dem Kino entlässt", schrieb Tempo (4/1996), und der Rheinische Merkur (5.4.1996) meinte, dieser Film mache deutlich, "was zur Kunst gehört: Humanität."

R.s dritte Regiearbeit, bei der er auch wieder für das Drehbuch verantwortlich zeichnete, war "Das schwankende Schiff", die bei den Filmfestspielen 1999 in Cannes erneut viel Lob fand. Der Film erzählt vom bitteren Ende des Federal Theater Project, das Anfang der 1930er Jahre von Präsident Roosevelts Regierung ins Leben gerufen, von Steuergeldern bezahlt und von Behörden sowie Gewerkschaften verboten wurde. In den Jahren darauf inszenierte R. nur noch gelegentlich einzelne Episoden von Fernsehserien.

Politisches und soziales EngagementDer als liberal geltende und viele Jahre der Green Party angehörende R. engagiert sich auch politisch. U. a. setzt er sich für Homosexuelle und die Dritte Welt ein, gegen Globalisierung oder die Internierung aidskranker Kubaflüchtlinge und unterstützte die jeweiligen demokratischen Präsidentschaftskandidaten. R. gehörte zu den schärfsten Kritikern von Präsident George W. Bush und richtete sich auch gegen Donald Trump. Bei seinem karitativen Engagement unterstützte er u. a. Waisenkinder in Indonesien und führte in Gefängnissen Theater-Workshops für Häftlinge durch.

Familie

R. war von 1988 an mit der zwölf Jahre älteren Schauspielerin Susan Sarandon liiert, die er bei den Dreharbeiten zu "Bull Durham" kennenlernte. 2009 trennte sich das Paar. Aus der Beziehung stammen zwei gemeinsame Söhne, Jack Henry (* 1989), der als Regisseur arbeitet, und Miles Guthrie (* 1992), der Sänger und Schauspieler wurde. Als seine Tochter betrachtet er außerdem Sarandons Tochter Eva aus ihrer früheren Verbindung mit dem italienischen Regisseur Franco Amurri. Eine zweite, geheim gehaltene Ehe mit der Rumänin Gratiela Brancusi wurde 2021 geschieden. R. ist Baseball- und Hockeyfan und begeisterter Anhänger der "New York Mets" und der "New York Rangers".

Werke

Filmrollen u. a. in: "Toy Soldiers" (84; dt. "Schnitzeljagd – Teenage Apocalypse"), "Top Gun" (86), "Five Corners" (87; dt. "Pinguine in der Bronx"), "Bull Durham" (88; dt. "Annies Männer"), "Erik the Viking" (89; dt. "Erik, der Wikinger"), "Jacob's Ladder - In der Gewalt des Jenseits" (90), "The Player" (92), "Bob Roberts" (92), "Short Cuts" (93), "Prêt-à-Porter" (94), "Shawshank Redemption" (94; dt. "Die Verurteilten"), "Typewriter, the Rifle & the Movie Camera" (96; auch Prod.), "Nothing to Lose" (97; dt. "Nix zu verlieren"), "Arlington Road" (99), "Mission to Mars" (00), "High Fidelity" (00), "Mystic River" (03), "War of the Worlds" (05; dt. "Krieg der Welten"), "Catch a Fire" (06; dt. "Wer Feuer sät"), "The Lucky Ones" (08), "Green Lantern" (11), "A Perfect Day" (15), "The Brink - Die Welt am Abgrund" (15; Serie), "Here and Now" (18; Serie; auch Prod.).

Regie/Drehbuch: "Bob Roberts" (92), "Dead Man Walking" (94; auch Prod.; dt. "Sein letzter Gang"), "The Cradle Will Rock" (99; auch Prod.; dt. "Das schwankende Schiff"), "City of Ember - Flucht aus der Dunkelheit" (08).

8. Oktober 2020: Kinostart (D): "Vergiftete Wahrheit" (USA 2019; "DARK WATERS"). Produzenten: Mark Ruffalo, Christine Vachon, Pamela Koffler. Regie: Todd Haynes. Buch: Mario Correa, Matthew Michael Carnahan, nach einer Vorlage von Nathaniel Rich. Darsteller: Mark Ruffalo (Robert Bilott), Anne Hathaway (Sarah Barlage Bilott), Tim Robbins (Tom Terp), Bill Camp (Wilbur Tennant), Bill Pullman (Harry Dietzler), Victor Garber (Phil Donnelly), Mare Winningham (Darlene Kiger), William Jackson Harper (James Ross), Louisa Krause (Carla Pfeiffer), Jim Azelvandre (Jim Tennant). Inhalt: Bald 20 lange Jahre kämpfte der US-Rechtsanwalt Robert Bilott gegen den Chemiekonzert DuPont und deckte dabei einen der größten Umweltskandale der USA auf, für den die Firma schließlich die Verantwortung übernehmen musste. Dabei ging es um die Chemikalie PFOA (Perfluoroctansäure), die hochgradig krebserregend ist und nicht nur in Abwässern, sondern als Teflon auch in normalen Haushaltsgegenständen in Umlauf gelangte. Justizkrimi. (film-dienst 41/2020)

5. Mai 2023: Apple TV*: "Silo" (USA 2023; "SILO" ). Produzent: Aric Avelino. Regie: David Semel, Morten Tyldum. Buch: Jessica Blaire, Ingrid Escajeda, Aric Avelino, Cassie Pappas, Jeffery Wang, Graham Yost, nach einer Vorlage von Hugh Howey. Darsteller: Rebecca Ferguson (Juliette), Iain Glen (Dr. Pete Nichols), Will Patton (Deputy Marnes), Ferdinand Kingsley (George Wilkins), Tim Robbins (Bernard), Shane McRae (Knox), Rick Gomez (Patrick Kennedy), David Oyelowo (Holston), Rashida Jones (Allison), Geraldine James (Mayor Ruth Jahns), Common (Sims), Harriet Walter (Martha Walker). Inhalt: Irgendwann in der Zukunft: Die Oberfläche der Erde ist unbewohnbar geworden, die letzten Menschen leben in kilometertiefen Silos, in denen besondere Regeln herrschen, um das Überleben zu sichern. Als ein Mechaniker angeblich Selbstmord begeht, bringt das Ereignisse ins Rollen, die nicht nur weitere Opfer fordern, sondern auch erschütternde Wahrheiten ans Licht befördern. Auf einer Romanreihe beruhende Drama-Serie. (film-dienst 19/2023)

Auszeichnungen

Auszeichnungen u. a.: Goldene Palme (92) und Golden Globe (93) als bester Hauptdarsteller in Altmans "The Player", Golden Globe und Oscar (04) (als bester Nebendarsteller in "Mystic River"), Stern auf dem Hollywood Walk of Fame (08), Berlinale Kamera (16).

Adresse

c/o The Actors' Gang Theater, 9070 Venice Blvd, Culver City, CA 90232, U.S.A., Tel.: +1 310 8384264, E-Mail: info@theactorsgang.com, Internet: www.theactorsgang.com

c/o Havoc Inc., 16 West 19th Street, 12th Floor, New York, NY 10111, U.S.A.

c/o ICM, 40 West 57th Street, New York, NY 10019, U.S.A.



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