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MUNZINGER Personen

Jürgen von Manger

deutscher Schauspieler, Kabarettist und Schriftsteller
Geburtstag: 6. März 1923 Koblenz
Todestag: 15. März 1994 Herne
Nation: Deutschland - Bundesrepublik

Internationales Biographisches Archiv 23/1994 vom 30. Mai 1994 (st)


Blick in die Presse

Herkunft

Hans Jürgen Julius Emil Fritz von Manger, kath., entstammte einer angesehenen Familie. Sein Vater war in Koblenz als Erster Staatsanwalt tätig. Sein Bruder Prof. Dr. med. Ludwig von Manger-Koenig war lange Zeit Staatssekretär im Gesundheitsministerium in Bonn (gest. 1983). Ein weiterer Bruder war Oberstudienrat in Rhöndorf bei Bonn.

Ausbildung

M. besuchte das Humanistische Gymnasium in Hagen und legte 1941 das Abitur ab. Erste Theatererfahrungen machte er schon in jungen Jahren als Statist an der Oper. Nach einer Schauspiel- und Gesangsausbildung wirkte er von 1945-1963 als Schauspieler (u. a. bei Saladin Schmitt und Hans Schalla) in Hagen (bis 1947), Bochum (1947-1950), und Gelsenkirchen (1950-1963), zuletzt als 1. Charakterkomiker. Daneben studierte er von 1954-1958 an den Universitäten Köln und Münster Rechts- und Staatswissenschaften, blieb dann aber doch der Bühne treu.

Wirken

Bekannt wurde M. vor allem durch seine Rundfunk- und Fernsehsendungen, aber auch durch seine Langspielplatten mit Höchstauflagen. 1966 und 1967 erhielt er "Goldene Schallplatten" für seine "Stegreifgeschichten". Bereits 1962 hatte M. die kabarettistische Kunstfigur des "Herrn Tegtmeier" kreiert, die große Popularität erlangte und ein breites Publikum mit der Denk- und Sprechweise der Menschen des Ruhrgebiets bekanntmachte. Wolfgang Bittner schrieb dazu in der FAZ: "Adolf Tegtmeier, der Kumpel aus dem Kohlenpott, ist der mitteilsame Mensch schlechthin. Er hat immer etwas zu erzählen, und er denkt dabei ohne Kupplung und Bremse, wird bald mehr oder weniger in seine Erzählungen hineingerissen, befördert Worte verkrüppelt in die Welt, frißt sie sozusagen an, um sie dann unbewältigt fallenzulassen, weil seine Gedanken längst schon wieder weitergelaufen sind... Nichts wird dieser Tegtmeier 'ordentlich' zu Ende führen: er kann nicht, weil er sich gedanklich viel zu oft ins Abstrakte und damit in die 'höheren Gefilde' der Sprache versteigt, ihm aber doch stets nur der Sprachschatz seiner kleinen Umwelt zur Verfügung steht, aus dem dann immerwährende Bezüge zu deren überschaubaren Verhältnissen hervorgekramt werden. Korrigierender Menschenverstand und Mundwerk können dabei einfach nicht synchron laufen. Das ist Tegtmeiers Tragikomik und Mangers Kunst, die mitunter betroffen macht, aber auch das heute Seltene vermag: daß wir einmal über uns selbst lachen können." Und Andreas Rossmann meinte in einem Nachruf (FAZ, 18.3.1994): "Die Satzkonstruktionen, in denen sich Adolf Tegtmeier schwadronierend verstieg, waren atemberaubend - nicht zuletzt für ihn selbst. Weit holte er aus, vermengte Offizielles und Privates, die Stilebenen verrutschten, die Syntax ging aus dem Leib, bis er schließlich nach vielen "Ähs" und "Ohs", "Dingens" und "so ne Sachen" nur noch stammeln konnte: "Also, näh, aber ma ääährlich!"

M. stellte seinen "Tegtmeier" in zahlreichen Einzelprogrammen wie "Ährlich, so ist dat Leben", "Tegtmeiers Bildungshilfswerk", "Cowboys und Spinat" und "Hänsel, Gretel und ein Krimissar" auf der Bühne, aber auch mit großem Erfolg im Hörfunk und im Fernsehen vor. Großen Anklang fand insbesondere seine Fernsehreihe "Tegtmeiers Reisen", die bis 1980 lief. Nicht minder erfolgreich war die folgende ZDF-Reihe "Tegtmeier klärt auf", die von 1981 bis Dez. 1983 in Form einer Bühnenshow mit vorgefertigten Filmteilen lief. 1983 bestritt er außerdem ein Comeback als Bühnenschauspieler in dem Hochhuth-Drama "Ärztinnen" am Hamburger Ernst-Deutsch-Theater. Eine weitere Fernsehreihe unter dem Arbeitstitel "Tegtmeiers Trost" lief 1984 an. Im Herbst 1985 sah man noch Sendungen wie "Gift und Galle" und "Der König als Kuli".

Im Aug. 1985 zog sich M. nach einem schweren Schlaganfall, der ihn halbseitig lähmte und auch das Sprachzentrum in Mitleidenschaft zog, ganz ins Privatleben zurück, wenn auch gelegentlich noch von neuen Fernsehplänen die Rede war.

Familie

M. war ab 1952 mit Ruth, geb. Stanszus, verheiratet. Die Ehe blieb kinderlos. Seine Frau betrieb bis 1985 eine Boutique in Bochum. Nach seinem Schlaganfall widmete sich M. vor allem seinen Liebhabereien. Er sammelte Antiquitäten, besonders altniederländische Malerei, außerdem war er ein großer Opernfreund. M. starb am 15. März 1994 im Alter von 71 Jahren in seinem Wohnort Herne.

Werke

Veröffentlichungen: 1966 erschien sein Buch "Bleiben se Mensch! - Träume, Reden und Gerede des Adolf Tegtmeier". Der größte Teil seines Tegtmeier-Repertoires ist auf 12 Langspielplatten - darunter viele Live-Mitschnitte aus Theatern - festgehalten. Für seine Stegreif-Geschichten I/II erhielt er zwei Goldene Schallplatten.

Adresse

Letzte Adresse: Hölkeskampring 184, 44625 Herne



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