Yetnebersh Nigussie wurde am 24. Jan. 1982 in der im Norden Äthiopiens gelegenen Amhara-Region geboren und wuchs zusammen mit sieben Geschwistern in ländlicher Umgebung auf. Mit fünf Jahren erblindete sie, wahrscheinlich, so die spätere Diagnose, aufgrund einer Meningitis-Infektion. Da das nächste Krankenhaus etwa 600 km entfernt war und ihr Vater aus einer Familie orthodoxer Priester stammte, wurde sie im Ort mit "heiligem Wasser" und dem Rauch von brennenden Heilkräutern "behandelt" (vgl. Interview v. 1.12.2016, wienerzeitung.at). Als sie zwei Jahre später erstmals in ein Spital kam, war die Erkrankung bereits irreversibel.

Ihre Familie sah darin einen Fluch, sie selbst beschrieb den Verlust des Augenlichts rückblickend auch als Chance, blieb sie dadurch doch von der im Dorf üblichen Verheiratung schon im Kindesalter verschont und konnte einen Bildungsweg einschlagen, der den meisten anderen Mädchen in Äthiopien verwehrt war. Allerdings entfremdete sie sich dadurch von ihrer Ursprungsfamilie.

Ausbildung

Wegen ihrer Erblindung nicht für eine normale Grundschule zugelassen wurde Y. auf eine weit von ihrer ...

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